Sophie Hunger (35) ist auf ihrer neuen CD «Molecules» kaum wiederzuerkennen. Ihre Songs hat sie ganz ohne Band aufgenommen. «Electronic Minimal Folk» nennt sie diesen neuen Sound. Im Interview mit Blick am Abend verrät die Wahl-Berlinerin, wie sie vom Folk zum Techno gefunden hat, und wieso sie vielleicht mal eine Bar eröffnen möchte.
BLICK: Sie haben die Gitarre weggelegt und überraschen mit elektronisch angehauchten Songs. Hat Ihr neuer Wohnort Berlin etwas damit zu tun?
Sophie: Ja, das ist wirklich so! Ich bin nach Berlin gezogen und habe mich mit Leuten getroffen, die Techno hören und tief in diesem Sumpf drin sind. Ich habe diese Sprache gelernt und eine Sucht dafür entwickelt. Früher hörte ich nie Techno, fand es gar abstossend.
Es war also wirklich die «Schuld» Ihres Umfelds?
Es hatte schon viel damit zu tun, welche Clubs ich besuchte. Ich habe Techno nicht allein mit den Kopfhörern entdeckt.
War’s schwierig, elektronische Musik zu machen?
Anfangs konnte ich die Software gar nicht bedienen. Ich habe daher eine Schule in Amerika besucht und mir viele Synthesizer zugelegt. Dann habe ich nur noch am Computer gearbeitet, um alles zu produzieren. Das war handwerklich ganz anders als früher. Diese Arbeit hat das Feuer in mir neu entfacht.
Sie nennen Ihren Sound «Electronic Minimal Folk». Haben Sie diesen Begriff erfunden?
Wir waren am Ende der Produktion und die Leute der Plattenfirma waren im Anmarsch. Ich sah sie bereits kommen und sagte aufgeregt zu meinem Kollegen: «Wie heisst das eigentlich, was wir hier machen?» Und wir kreierten dann spontan den Begriff «Minimal Electronic Folk».
Einer Ihrer Songs heisst «I Opened A Bar». Eine geheime Fantasie?
Das könnte durchaus passieren. In meinem Job fehlt mir, in einer Gruppe zu arbeiten. Dort könnte ich eine untergeordnete Rolle spielen und ein kleines Rädchen in einem grösseren Uhrwerk sein. Das könnte auch in der Form einer Band sein. Mir gefällt einfach diese Gruppen-Idee.
Was sind Ihre Ziele?
Ich möchte gerne weiterhin meinen Beruf so frei und unabhängig ausüben können. Ich bin künstlerisch unabhängig, und wenn ich das so weitermachen kann, dann bedeutet das für mich Erfolg.