Im Handke-Stück geht um den jungen Tschechen Zdenek Adamec, der sich 2003 aus Protest gegen die gesellschaftlichen Verhältnisse auf dem Prager Wenzelsplatz anzündete. Die lang geplante Uraufführung biete eine ideale Gelegenheit, sich mit dem dramatischen Werk Handkes, der wegen seiner Haltung im Jugoslawien-Konflikt zuletzt wieder scharf kritisiert wurde, auseinanderzusetzen, meinte Schauspielchefin Bettina Hering am Mittwoch in Salzburg.
Der Gründungsgedanke vor 100 Jahren sei auch ein politischer Gedanke gewesen, so Intendant Markus Hinterhäuser. Es sei den Festspiel-Gründern nach dem Ersten Weltkrieg um die Utopie eines anderen Weltentwurfs gegangen.
Unter den Neuinszenierungen in der Opernsparte ist die Mozart-Oper «Don Giovanni» mit Teodor Currentzis am Pult. Sie wurde 1922 als erste Oper bei den Festspielen aufgeführt. Ingo Metzmacher dirigiert die Wiener Philharmoniker bei «Intolleranza» von Luigi Nono. Das Stück sei einer der gewaltigsten Aufrufe zu einer neuen Welt mit dem Recht, der Empathie, der Nächstenliebe und der Toleranz als Mittelpunkt, meinte Hinterhäuser.
Die zentralen Rollen im «Jedermann» in der Inszenierung von Michael Sturminger spielen Tobias Moretti und die Burgschauspielerin Caroline Peters als neue Buhlschaft. Zur Eröffnung der Ouverture spirituelle, die als Auftakt mit geistlicher Musik den Festspielen vorausgeht, dirigiert die junge litauische Dirigentin Mirga Grazinyte-Tyla Benjamin Brittens monumentales «War Requiem".
Insgesamt bieten die Festspiele in 44 Tagen 222 Aufführungen an 15 Spielstätten. Das inzwischen grösste Musik- und Theaterfestival der Welt war 1920 von Hugo von Hofmannsthal, Max Reinhardt und Richard Strauss gegründet worden. Sie hätten Salzburg bewusst als Ort ausgewählt «weit entfernt von den Zerstreuungen einer Grossstadt», sagte die Präsidentin der Festspiele Helga Rabl-Stadler. In der Saison 2019 besuchten 270 000 Kulturfreunde die Vorstellungen.
(SDA)