Die Geschichte des somalischen Nomadenmädchens, das als 5-Jährige beschnitten wurde, als 13-Jährige vor der Zwangsheirat mit einem alten Mann floh und später zum Topmodel wurde, berührte auf der ganzen Welt. Das Theater St. Gallen macht die Aschenputtel-Geschichte zu einem Musical, das am 22. Februar 2020 uraufgeführt wird.
Waris Dirie selbst war es, die seit längerer Zeit auf der Suche nach einem Musicalproduzenten gewesen sei, gab Werner Signer, Direktor des Theaters St. Gallen, am Donnerstag vor den Medien bekannt. Die ehemalige UNO-Sonderbotschafterin kämpft mit der von ihr gegründeten Organisation Desert Flower Foundation gegen die Genitalverstümmelung von Mädchen und jungen Frauen (englisch: female genital mutilation, FGM). Das Musical wolle die Botschaft auf eine breitere Basis stellen und insbesondere jüngere Menschen erreichen, sagte Signer.
Die gesellschaftspolitische Geschichte sei ein ungewöhnlicher Stoff für ein Musical, sagte Operndirektor Peter Heilke. Ein Musical sei aber nicht bloss nette Unterhaltung, sondern absolutes Theater und grosse Oper zugleich. Die Geschichte über die dramatische Flucht durch die Wüste, den Triumph als Model, das Leben im London der 1980-er-Jahre schreie danach, so vielschichtig erzählt zu werden wie es nur ein Musical könne.
Zwei Szenen aus dem Musical, dessen Cast im Herbst bekannt gegeben wird, spielten eine Sängerin und die Musical-Macher Uwe Fahrenkrog-Petersen (Musik) und Frank Ramond (Songtexte) vor. Der Song «Ein Tag in Afrika» beschreibt die erstmalige Rückkehr des Top-Models in die afrikanische Wüste im Jahr 1996.
Waris Dirie - auch mit über 50 Jahren noch eine wunderschöne Frau - hörte gespannt zu und klatschte begeistert in die Hände. Sie leide unter ihrem brutalen Schicksal und spreche eigentlich nicht gerne über sich, verriet sie später der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
"Ich kann nicht vergessen, was mir angetan wurde. Aber ich lebe noch", sagte Dirie. Indem sie ihre Geschichte immer wieder erzähle, wolle sie andern Opfern Mut machen und gegen die noch vielerorts praktizierte Genitalverstümmelung kämpfen.