«Die Geburtswehen haben eingesetzt», sagte Theaterdirektor Werner Signer am Dienstag, als das Theater Einblick in die Probenarbeit gab. Das Ensemble präsentierte drei Kostproben aus dem neuen Musical.
Für Autor Michael Kunze ist «Matterhorn» mehr als ein historisches Bergsteiger-Drama. «Es behandelt den höchst aktuellen Konflikt zwischen Mensch und Natur», schreibt er. Daneben gehe es im Stück auch um «die Gier nach Erfolg - ein Problem unserer Zeit und Gesellschaft».
Ein Engländer will hoch hinaus
Protagonist ist der junge Engländer Edward Whymper. Als Zeichner soll er 1861 in Zermatt die Berichte der englischen Alpinisten illustrieren. Weil die überheblichen Gentlemen ihn kränken, will es Edward allen zeigen und selber den Gipfel erstürmen. Damit hofft er auch die schöne Tochter eines Seilfabrikanten zu beeindrucken.
Die Expedition gelingt, doch beim Abstieg kommt es zur Katastrophe: Ein Teil der Seilschaft stürzt über eine senkrecht abfallende Wand zu Tode. Ein Seilriss rettet Whymper und zwei Bergführern das Leben. Später wird ihm vorgeworfen, das Seil zerschnitten zu haben, um sich zu retten.
Songwriter Albert Hammond hat für «Matterhorn» verschiedenste Musikstile kombiniert, von Hip-Hop, Rock und Pop, Rap, Chansons («Unheilbar verliebt»), bis zu Klassik und Folklore («Zermatt bleib ich treu»). Das Hotelier-Paar singt «Mehr Erfolg» und hofft auf einen touristischen Boom.
Er habe sich entschlossen, dieses Musical zu schreiben, «weil das Matterhorn der schönste Berg ist», sagte Hammond in der St. Galler Lokremise. Es gehe aber nicht nur um den Berg, sondern auch um Mensch und Natur.
Regisseur Shekhar Kapur sieht Kunst als Rebellion
Für die Inszenierung ist der indische Filmregisseur und Umweltaktivist Shekhar Kapur verantwortlich. Er sieht im Stück eine Metapher dafür, «was in der Welt vorgeht, was wir unserem Planeten antun, wie wir mit der Natur umgehen». Er wolle hinter die Dinge schauen. Alle Kunst sei für ihn Rebellion, «zeigen, was sein könnte», erklärte Kapur.
Die Bühne von Peter Davison kommt ohne monumentale Bergkulissen aus. Verwendet werden Zeichnungen - in Anlehnung an Edward Whymper - und Videoprojektionen. Auch getanzt wird im Alpinisten-Musical viel: Die Choreografie stammt von Jonathan Huor, der früher dem St. Galler Ballettensemble angehörte.
Mit «Matterhorn» greift das Theater St. Gallen erstmals für ein Musical ein Schweizer Thema auf, wie Werner Signer sagte. Das Dreisparten-Theater profiliert sich seit einigen Jahren als Musical-Bühne und gab bei Komponisten und Librettisten verschiedene Stücke in Auftrag: 2009 wurde «Der Graf von Monte Christo» in St. Gallen uraufgeführt, 2013 folgte «Moses», 2014 «Artus» und zuletzt «Don Camillo und Peppone».