Mit fast 50 Jahren hat sich der Science-Fiction-Spezialist, Liebhaber der Art Brut und künstlerische Tausendsassa einer neuen Herausforderung gestellt. Er wolle die Plateforme 10, die das MCBA (bildende Kunst), das Musée de l'Elysée (Foto) und das Mudac (Design) vereint, mit Leben füllen und bekannter machen, sagt Patrick Gyger im Gespräch mit Keystone-SDA: «Das Gelände muss ein Ort werden, an dem sich die Menschen willkommen fühlen. Es muss für alle Arten von Menschen geöffnet werden, ohne dass die künstlerische Qualität darunter leidet.»
Gyger hofft, die Spaziergänger, die, angezogen von der Architektur des Ortes, über das Gelände schlendern oder auf einen Drink in eines der vier Cafés oder Restaurants kommen, «einzufangen». Auf diese Weise sollen sie auf das Kunst-Angebot aufmerksam werden, von dem sie dachten, es sei weit weg.
Der Museumskomplex ist noch immer zur Hälfte im Bau. Das 2019 eingeweihte Musée cantonal des Beaux-Arts hat erfolgreich seine ersten grossen Ausstellungen gezeigt. Einen Steinwurf entfernt entsteht gerade das künftige gemeinsame Gebäude des Mudac und des Musée de l'Elysée, das im Juni 2022 seine Türen öffnen wird.
In Nantes leitete Patrick Gyger ein Kulturzentrum mit rund 500 Angeboten pro Jahr. Er programmierte Ausstellungen, aber auch Veranstaltungen in den Bereichen Tanz, Theater und Musik. «Ich hatte mit faszinierenden Künstlerinnen und Künstlern wie Ryuichi Sakamoto, Patti Smith, Richard Mosse und Steve Reich zu tun.» In Lausanne werde er keine Ausstellungen planen, sondern «höchstens ein paar Hinweise, ein paar Impulse geben».
Aber wie wird der neue Leiter seinen Platz neben den drei derzeitigen Direktoren finden, von denen zwei in zwei Jahren in den Ruhestand gehen? «Die Teams wollen zusammenarbeiten», antwortet Gyger und fügt hinzu, dass «eine Kohärenz zwischen den Museen geschaffen, ein Dialog aufgebaut werden muss». Es werde aber nicht seine Aufgabe sein, zu bestimmen, welcher Künstler eingeladen und welche Ausstellung gezeigt werde.
Plateforme 10 vereint als Institution drei Museen. Sie ist auch ein neuer Stadtteil, der im Herzen von Lausanne entsteht. Um sie mit Leben zu erfüllen, will Patrick Gyger mit kulturellen Akteuren der Region zusammenarbeiten, wie etwa dem Festival de Bande Dessinée Lausanne (BDFIL), dem Théâtre Vidy-Lausanne oder dem Festival Images Vevey.
Langfristig stellt er sich erweiterte Öffnungszeiten vor. Auf dem Gelände müsse es jeden Tag etwas zu sehen geben: Dauerausstellungen, aber auch wöchentliche Treffen oder einmalige Veranstaltungen. Er wünscht sich viele Angebote mit freiem Zugang: «Das alles gilt es nun aufzubauen.»
(SDA)