Während australische Himmelsgucker den Wecker stellen mussten, um den «Blutmond» vor Sonnenaufgang zu sehen, war das seltene Naturschauspiel in Europa an einem lauen Abend zu sehen. Zahlreiche Himmelsgucker liessen sich das Spektakel im Freien nicht entgehen. Mancherorts, auch in der Schweiz, verstellten aber Wolken den Blick auf den Mond.
Mit einer Gesamtdauer von 103 Minuten war die Phase der totalen Verfinsterung des Monds aussergewöhnlich lang. Zu sehen gab es nichts weniger als den «Blutmond», wie der in kupferrotes Licht getauchte Erdtrabant im Volksmund genannt wird. Als Zusatzattraktion gab es noch einen wegen seiner derzeitigen Nähe zur Erde besonders hellen und grossen Nachbarplaneten Mars zu sehen.
Für die im Land verstreuten Astronomischen Gesellschaften war es die Gelegenheit, sich für einmal mehr Publikum und Aufmerksamkeit zu sichern. Am Quai in Luzern herrschte bereits vor Mondaufgang eine lockere Atmosphäre, wie Marc Eichenberger, Präsident der Astronomischen Gesellschaft Luzern, der Agentur Keystone-SDA am Telefon die Stimmung beschrieb. Mehrere Linsenteleskope seien in Stellung gebracht worden. Es passe alles: das Ereignis falle auf einen Freitagabend, das Wetter sei warm, die Sicht gut.
Auf der Grossen Schanze in Bern fanden sich ebenfalls bereits vor Mondaufgang laufend mehr Menschen ein, wie ein Keystone-SDA-Fotograf vor Ort berichtete. Mehrere Stative von Fotografen wurden aufgestellt. Allerdings sei das Wetter nicht optimal, etwas dunstig und den Alpen entlang leicht bewölkt.
In Lausanne wurden mehrere Himmelsgucker enttäuscht, wie ein Keystone-SDA-Fotograf berichtete. Das Phänomen war im Waadtländer Hauptort aufgrund von Wolken nicht gut sichtbar.
In der Sternwarte Eschenberg bei Winterthur waren 900 Menschen im «Mondfinsternis-Fieber», wie die Astronomische Gesellschaft Winterthur am Samstag mitteilte. Lange Wartezeiten am Teleskop seien die Folge gewesen. Zusätzliche kleineren Beobachtungsgeräte hätten aber schon einmal einen Vorab-Eindruck vermittelt.
Das Wetter spielte in Winterthur perfekt mit. Noch in der hellen Dämmerung habe der aufgehende Mond schon deutlich weniger stark geleuchtet als üblich, hiess es in der Mitteilung. Als es dunkler wurde, war das Scheibchen über den Baumwipfeln des Stadtwaldes dann immer besser zu erkennen.
Das Spektakel wurde rund um den Globus verfolgt. In Indien wurden am Freitag Hindu-Tempel geschlossen, um die angeblich von verdunkelten Himmelskörpern ausgehende negative Energie zu bannen. Ganz anders in der kenianischen Hauptstadt Nairobi. Dort erklärte ein Beobachter: «Genau darum geht es im Leben: Magische Momente wie dieser. Es ist einfach wunderschön.»
Im Norden, Westen und Süden Deutschlands war die Sicht auf die beiden rötlich leuchtenden Himmelskörper ebenfalls vielerorts recht gut, in Berlin und den östlichen Bundesländern schoben sich Gewitterwolken vor den finsteren Mond. Hunderte Menschen verfolgten es am Strand von Norderney an der Nordsee. In Österreich etwa gab es im ganzen Land zahlreiche organisierte oder spontane «Public Viewings». In Wien fanden sich hunderte Schaulustige ein.
Auch in den sozialen Medien beschäftigte viele das Himmelsspektakel. «Ich finde den Gedanken irgendwie wunderschön, dass die ganze Welt heute gemeinsam zum Mond aufschaut», schrieb ein Twitter-Nutzer.
Das Phänomen «Blutmond» entsteht durch Streulicht der Sonne. Vor allem die langwelligen, roten Anteile des Lichts werden durch die Erdatmosphäre in den Schattenkegel hinein gebrochen.
Der Zufall wollte es, dass ganz in der Nähe des Vollmondes der Planet Mars ebenfalls in Erdnähe unterwegs ist. Der rote Planet war eine Handbreit unterhalb der verdunkelten Mondscheibe zu sehen und übertraf für einmal sogar den Jupiter an Glanz.
Die nächste totale Mondfinsternis von ähnlicher Länge wie am 27. Juli ist erst wieder für das Jahr 2123 zu erwarten.