Das Erfolgsrezept von Ingvar Kamprad erscheint simpel: Sparen, sparen, sparen. «Zu sparen, das liegt ein bisschen in der småländischen Natur», sagt der Schwede in einer Dokumentation, die der Fernsehsender TV4 kurz vor seinem 90. Geburtstag am 30. März ausstrahlt. «Wir wissen, was eine Krone wert ist.» (Eine schwedische Krone kostet rund 12 Rappen.)
Småland ist die Region in Südschweden, aus der Kamprad kommt, genauer: ein Hof in der Nähe des Städtchens Älmhult. Hierher hat sich der Milliardär 2013, nach dem Tod seiner Frau Margaretha im Jahr 2011, zurückgezogen. 1973 hatte er Schweden verlassen und seit 1976 in der Schweiz gelebt, weil er nach eigenen Angaben die hohen Steuern in seiner Heimat nicht bezahlen wollte.
Sein Familienvermögen wird auf 42 bis 43 Milliarden Franken geschätzt. Damit schaffte es Ingvar Kamprad insgesamt 13 Mal auf den ersten Platz im Ranking der 300 Reichsten in der Schweiz, das das Wirtschaftsmagazin «Bilanz» jährlich erhebt.
Im vergangenen Jahr hat Kamrad erstmals seit 1973 in seinem Heimatland Schweden Einkommenssteuer bezahlt. Seine Einkünfte gab er 2015 mit 17,7 Millionen Kronen, umgerechnet rund 2 Millionen Franken, an. Dafür musste er Steuern in Höhe von sechs Millionen Kronen, knapp 700'000 Franken, entrichten.
Dafür, dass er alles tut, um Steuern zu sparen, standen er und sein Unternehmen Ikea scharf in der Kritik. Seine Firma hatte Kamprad 1982 in eine Stiftung mit Sitz in den Niederlanden umgewandelt. Das Geflecht aus Firmen, aus dem Ikea besteht, ist kaum durchschaubar. Aber ihr Herz schlägt weiter in Älmhult, dem Zuhause seines Gründers.
«Ich bin sehr froh darüber, zu Hause zu sein und alle meine alten Freunde zu treffen, mit denen ich aufgewachsen bin», sagt der Unternehmer dem TV-Sender. Als Junge hatte er Streichhölzer verkauft. Mit nur 17 Jahren gründete er Ikea im Jahr 1943. Im vergangenen Geschäftsjahr 2014/15 verzeichnete Ikea mit seinen rund 330 Geschäften in 28 Ländern einen Umsatz von 31,9 Milliarden Euro.
Zur Geschäftsidee von Ikea sagte Kamprad 2014, als er zum besten schwedischen Unternehmer aller Zeiten gekürt wurde: «Ich wollte mit meinen Ideen Erfolg haben und Geschäftsmann werden und gleichzeitig nie die armen, einfachen Leute ausser acht lassen.» Dieser Gedanke sei die Grundlage des Unternehmenskonzepts von Ikea geworden. «Und ich habe das Glück sagen zu können, dass wir den armen Menschen in der ganzen Welt heute dabei helfen, Milliarden zu sparen.»
Im Übrigen ist seine Heimsatstadt Älmhult keine Kleinstadt wie jede andere. Unscheinbar, ja, aber nur auf den ersten Blick. Auf den zweiten Blick wimmelt es hier nur so von kreativen Köpfen aus Dutzenden Ländern, alle in gelb-blau. Sie sind Kamprads Familie, auf sie ist er stolz, die «Ikea-Kultur», die er hier geschaffen hat.
Auch Kamprads drei Söhne sind mit dem Geschäft verbandelt. Ganz das Feld überlassen hat er ihnen aber noch nicht, auch wenn er sich inzwischen aus dem Aufsichtsrat der Firma, die das Ikea-Konzept vermarktet, zurückgezogen hat. Nicht zuletzt der Gesundheit wegen, sagt er.
Auf seine Söhne baut er im Hinblick auf die Zeit, wenn er einmal nicht mehr da sein wird: «Ich habe das Glück, dass ich drei Jungen um die 50 Jahre habe, und die zeigen alle grosses Interesse an Ikea», sagt er dem Fernsehsender. «Wir haben gelernt, zusammenzuarbeiten und mit einem gemeinsamen Willen aufzutreten, uns zu entwickeln, ohne die Grundideen aufzugeben.»
Im Fernsehinterview zu seinem Geburtstag wirkt er agil. Mit grauem Bart und einem orangen Tuch mit Punkten um den Hals sitzt er in seinem Zuhause in Südschweden und erzählt von seinem Erfolg. Er kommt auf sein Lieblingsthema zu sprechen: die Sparsamkeit.
«Wenn ich mich so anschaue, habe ich nichts an, was ich nicht auf einem Flohmarkt gekauft habe», sagt der Milliardär. In alten TV-Ausschnitten, die ihn im Gespräch mit Ikea-Mitarbeitern zeigen, interessiert er sich auffällig oft für den Preis: «Eine schöne Pfanne. Was nehmen wir dafür?»
Über seine Hang, jede Krone umzudrehen, machen sich die Schweden wie auch die Nachbarn aus Norwegen gern liebevoll lustig. Eine norwegische Komödie über eine fiktive Entführung des Ikea-Gründers witzelte über die Bleistifte in den Möbelhäusern, die aus Spargründen nur halb so lang seien wie gewöhnliche Bleistifte. Ein weiterer Film über den Ikea-Gründer, «Hier ist Harold», zeigt seinen trockenen Humor, der ihn bei den Skandinaviern beliebt macht.
Seinen 90. Geburtstag feiert die «Ikea-Familie» mit einem «internen Fest», wie eine Sprecherin sagt. Ob der Firmengründer selbst dabei ist, will sie nicht verraten.