31 Jahre trennen Topmodel Manuela Frey (23) und ihre Mutter Beatrix (54). Wer die beiden erlebt, könnte meinen, es handle sich um Schwestern, die sich auf Augenhöhe begegnen. So gleich sie ihre Werte leben, umso unterschiedlicher war ihre Jugend. Im Generationengespräch erzählen sie, welche Stars und welche Ängste, Wünsche und realen Sorgen sie in ihrer Jugend beschäftigten.
BLICK: Wenn Sie an Ihre Zeit als 13-jährige Teenagerin denken: Wessen Poster hing an der Wand Ihres Zimmers?
Beatrix Frey: Ich war ein Riesenfan der Bay City Rollers, Leslie hing gross über meinem Bett. Smokie habe ich auch oft gehört und natürlich Abba. Mit meiner Schwester habe ich vor dem Spiegel ihre Lieder gesungen, als Mikrofon diente das Springseil. Wir fanden uns dabei mega cool.
Manuela Frey: Ich war in der Oberstufe und habe enorm viel gelernt, denn ich wollte immer zu den Besten gehören.
Beatrix Frey: Sie hat auf vieles verzichtet. Waren alle anderen Kinder draussen beim Spielen, war sie drinnen und hat gelernt.
Manuela Frey: Ich war ja auch in Konkurrenz mit einem anderen Mädchen. Es ging immer nur darum, wer die besseren Noten hatte. Mal war sie es, mal ich. Jede einzelne Note habe ich aufgeschrieben, die habe ich heute noch. Jungs haben mich zu der Zeit nicht interessiert. Ich war selbst wie ein Junge, habe mit ihnen Fussball gespielt, später als Juniorin beim FC Brugg. Der Barbie-Typ war ich einfach nicht.
Wie wurden Sie aufgeklärt?
Beatrix Frey: Durch meine Schwester und Dr. Sommer in der «Bravo». Ich konnte es kaum erwarten, bis das neue Heft am Kiosk war.
Manuela Frey: Wir hatten dieses Fach in der Schule. Doch auch ich habe Dr. Sommer gerne gelesen, die «Bravo» war wohl generationenübergreifend spannend, was Aufklärung anbelangt.
Wann gabs den ersten Kuss?
Beatrix Frey: Mit 12.
Manuela Frey: Mit 13. Es war in unseren Italien-Ferien, ich war so verliebt in den Typ. Er fragte mich, ob er mir unter den Rock fassen darf. Ich habe nur gesagt: «No, grazie.»
Das erste Konzert?
Manuela Frey: Das war von Justin Bieber. Als ich ihn vor Jahren in einem New Yorker Restaurant sah, dachte ich nur: Wow, das war also mein Teenie-Idol. Dabei ist er ja nur ein paar Jahre älter als ich. Angesprochen habe ich ihn aber nicht.
Beatrix Frey: Mein erstes Konzert war vor nicht allzu langer Zeit das von Bastian Baker (lacht). Ich wuchs im ländlichen Riniken bei Brugg auf. Konzerte waren einfach kein Thema. Es gab sie im Hallenstadion in Zürich und im St. Jakob in Basel. Eins zu besuchen, wäre viel zu umständlich und teuer gewesen.
Welche Themen haben Sie in Ihrer Jugendzeit beschäftigt?
Beatrix Frey: Was wir immer hörten, wenn wir nicht aufessen wollten, war über die armen Biafra-Kinder, die nichts zu essen hatten. Sonst sind wir recht «hinter dem Mond» aufgewachsen. Abends ging ich mit der leeren Milchkanne zum Bauern. Wir durften auch die «Tagesschau» um halb acht nicht mit den Eltern schauen. Ich denke, sie wollten uns vor all den Grausamkeiten in der Welt schützen. Wir freuten uns auf die privaten Besentanz-Feten. Tanzte der Junge, der mir gefiel, mit einer anderen, habe ich ihr den Besen gegeben. Sie musste weiterziehen und ich konnte mit ihm tanzen.
Manuela Frey: Wie cool, so einen Anlass möchte ich auch gerne mal organisieren (lacht). Bei uns waren die Themen ganz klar das Klima, die Erderwärmung und die vielen Anschläge. Wir haben untereinander immer wieder davon gesprochen, dass 2023 der Weltuntergang stattfindet. Ich dachte da ständig: Mist, ich habe nur noch so wenig Zeit. Dabei wollte ich eine Familie haben und 90 Jahre alt werden. Wenn ich dann also sterbe, habe ich bis da doch nur die Schule gemacht. Diese fixe Idee des Weltuntergangs geisterte lange bei uns herum.
Wie sahen Strafen aus?
Beatrix Frey: Ich hatte sehr tolerante Eltern und eine sehr schöne Kindheit. Strafen gabs nicht. Was für mich jedoch eine war: Ich musste mich am freien Mittwochnachmittag um meinen neun Jahre jüngeren Bruder kümmern, da meine Eltern beide arbeiteten. Also habe ich ihn auf mein Puch Maxi geschnallt, ihm ein Weggli und eine Cola gekauft – manchmal auch eine coole Jeans, damit er nicht so «bünzlig» rumlief. Er war dann happy und ruhig, hat mit seinen Autos gespielt, wenn ich meine Freundinnen traf.
Manuela Frey: Meine schlimmste Strafe war, dass ich sprechen musste. Wenn was in der Schule war, sagten meine Eltern immer: «Jetzt gehst du hin und sprichst mit deinem Lehrer.» Das war der Horror. Doch ich habs gemacht. Oder wenn ein Junge mir einen Zettel zusteckte und mich fragte, ob ich mit ihm gehen will, ich solle einfach «Ja» oder «Nein» ankreuzen – da sagte mein Vater, das könne ich nicht machen, ich müsse ihm erklären, weshalb ich nicht mit ihm gehen wolle. Heute hilft mir diese offene Kommunikation sehr, über gewisse Schüchternheiten hinwegzukommen. Sonst gabs auch keinen Grund, mich zu bestrafen. Ich war als Kind weder aufmüpfig noch pubertär. Wenn ich im Schulzimmer mit meinen Freunden mal einen Kaugummi an die Wandtafel schmiss, war das viel.
Telefon versus Social Media?
Beatrix Frey: Bei uns war es so, dass es halt nur das Telefon gab. War ich mit einer Freundin am Reden, hiess es schnell: «Du blockierst die Leitung und es ist viel zu teuer.» Wartete ich auf den Anruf eines Jungen, ging aber trotzdem nach draussen zum Spielen, hiess es dann: «Es hat ein Junge angerufen.» Ich weiss aber nicht mehr, wie er hiess (lacht).
Manuela Frey: Natürlich hat es beide Seiten. Wenn ich heute mit einem Mann einen Kaffee trinken gehe, kann irgendjemand ein Foto machen und dann wird gefragt: «Was läuft zwischen den beiden?» Handkehrum finde ich so Leute, die ich lange nicht mehr gesehen habe, und kann sofort mit ihnen Kontakt aufnehmen. Cybermobbing war zu meiner Jugendzeit kein Thema. Was diesbezüglich heute passiert, verabscheue ich zutiefst.
Tücken Ihrer Generation?
Beatrix Frey: Bei uns war sehr wichtig, was die Nachbarn denken. Das ist heute noch so. Wenn Manuela mit einem neuen Auto bei ihrer Grossmutter ankommt, sagt diese, sie solle es weiter weg parkieren, wegen der Nachbarn.
Manuela Frey: Die Unverbindlichkeit. Man kann heute Minuten vor einem Date oder Termin kurz absagen. Und Dating-Apps, die ich nie benutzen würde. Doch ich habe Freundinnen, deren Hobby und Überbrückung von Langeweile es ist, irgendwelche Typen anzunehmen, obwohl sie diese nie treffen würden.
Was beneiden Sie an der jeweiligen Generation?
Manuela Frey: Vieles war persönlicher. Anonyme Attacken gabs nicht wie eben auch keine Handyfotos, die jemand schiessen kann und so Gerüchte in die Welt setzt. Und die Konkurrenz im Modelbusiness war viel kleiner. Es gab wenige Topshots und die waren sehr gut bezahlt. Heute gibts in vielen Gebieten ein Überangebot, das schlecht bezahlt ist. Viele sagen mir: «Wow, du hast sicher schon Millionen verdient.» Wäre dem so, würde ich mich wohl pensionieren lassen. Diese Unbekümmertheit in einer Gemeinschaft, die man kannte und abschätzen konnte, stelle ich mir schön vor.
Beatrix Frey: Die Toleranz von heute ist grossartig. Es wird offen gegen Homophobie und Rassismus gekämpft, Tabus werden besprochen – das war früher nur unter vorgehaltener Hand der Fall. Und es kann gereist werden. Viele meiner Generation sahen das Meer mit 18 zum ersten Mal. Ein Flug nach New York wäre für viele undenkbar und viel zu teuer gewesen.
Was wollten Sie als Kind werden?
Beatrix Frey: Ich wollte mit Menschen zu tun haben. Da die drei Schwestern meines Vaters eine Lehre bei der Post machten, dachte er, das sei das Richtige für mich. Ich ging schnuppern, musste einen ganzen Tag lang stempeln, das hat mir gereicht. Ich wollte Dentalassistentin werden, was ich auch wurde. Und vor allem sehr früh eine Familie haben. Das ging dann zwar ein bisschen länger. Ich bin seit 19 mit meinem Mann glücklich zusammen. Daher ist für mich perfekt, wie sich alles entwickelt hat. Ich wollte früh Kinder, Manuela will die Freiheit. Die Hauptsache ist, dass ich von meinen Eltern immer viel Liebe bekam. Die habe ich auch meinen beiden Kindern weitergegeben.
Manuela Frey: Das stimmt, ich habe sehr viel Liebe bekommen und kann dadurch frei und selbstbestimmt sein. Als Kind träumte ich davon, Primarlehrerin zu werden. Da sind die Kinder in einem Alter, wo sie noch formbar sind. Später war es der Traum vom Modeln. Gott sei Dank, haben mich meine Eltern darin immer unterstützt – auch wenn viele ihnen vorgeworfen haben, sie seien Rabeneltern, weil sie mich mit 16 die Kanti schmeissen und mich alleine nach New York ziehen liessen.
Ihr Lebensmotto?
Beatrix Frey: Akzeptiere oder verändere.
Manuela Frey: Du lebst nur einmal, geniesse dein Leben.
Mit 15 Jahren gewann Manuela Frey (23) den Schweizer Schönheitswettbewerb «Elite Model Look» und zog mit 16 nach New York. Die Aargauerin defilierte schon für Chanel über die Laufstege, posierte für Dior, Armani und Versace. Unterstützt wurde sie in ihren Träumen stets von ihren Eltern – auch wenn diese viel Gegenwind aus ihrem Umfeld bekamen, ihre Tochter so früh alleine in die USA auswandern zu lassen. Manuela bezeichnet Mutter Beatrix (54) als ihre beste Freundin. Während die Mutter seit 35 Jahren mit ihrem Ehemann zusammen ist, geniesst Manuela Frey ihr Single-Leben. Vor zwei Monaten kehrte sie in die Schweiz zurück und wohnt aktuell bei ihren Eltern in Brugg AG. Sie modelt vorwiegend in der Schweiz und in Deutschland.
Mit 15 Jahren gewann Manuela Frey (23) den Schweizer Schönheitswettbewerb «Elite Model Look» und zog mit 16 nach New York. Die Aargauerin defilierte schon für Chanel über die Laufstege, posierte für Dior, Armani und Versace. Unterstützt wurde sie in ihren Träumen stets von ihren Eltern – auch wenn diese viel Gegenwind aus ihrem Umfeld bekamen, ihre Tochter so früh alleine in die USA auswandern zu lassen. Manuela bezeichnet Mutter Beatrix (54) als ihre beste Freundin. Während die Mutter seit 35 Jahren mit ihrem Ehemann zusammen ist, geniesst Manuela Frey ihr Single-Leben. Vor zwei Monaten kehrte sie in die Schweiz zurück und wohnt aktuell bei ihren Eltern in Brugg AG. Sie modelt vorwiegend in der Schweiz und in Deutschland.
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