Dan Voiculescu war einer der einflussreichsten Medienunternehmer Rumäniens und Chef der zeitweise mitregierenden Konservativen Partei (PC). Zu kommunistischen Zeiten war er Devisenbeschaffer des Diktators Nicolae Ceausescu. 2014 wurde er wegen Betrugs zu zehn Jahren Haft verurteilt.
Davon könnten ihm zehn Monate erlassen werden, weil er hinter Gittern «schriftstellerisch» tätig war. Das rumänische Strafrecht sieht nämlich 30 Tage Hafterlass pro veröffentlichtem Buch vor. Und Voiculescu schaffte in weniger als zwei Jahren sage und schreibe zehn Stück. Eines davon trägt den Titel «Die Menschheit, wo geht sie hin?»
Eine allgemeine Regelung zum Straferlass für Häftlinge, die arbeiten, gibt es schon seit dem Jahr 1969. 2013 weitete das Parlament sie aus und fügte einen Passus ein, der die schreibenden Häftlinge begünstigt. Damals lief die Antikorruptionskampagne der Justiz bereits auf Hochtouren, die mehrere tausend Vertreter der «besseren Gesellschaft» Rumäniens hinter Gitter brachte.
Die vielen inhaftierten Politiker, Beamten und Wirtschaftsbosse griffen eifrig zur Feder, um früher freizukommen. 188 verurteilte Häftlinge verfassten insgesamt 429 Bücher. Dies gab Rumäniens Justizministerium auf Druck der Medien vor kurzem bekannt. 340 Knast-Werke entstanden allein im Jahr 2015.
«Absolut skandalös» findet das Filip Florian, einer der beliebtesten Schriftsteller Rumäniens. «Wir sind das Land, wo das Gefängnis die einzige Förderung für Schriftsteller ist». Für Autoren, die nichts verbrochen haben, gebe es keinerlei staatliche Hilfe.
Einige der Knast-Autoren haben zugegeben, einen Ghostwriter engagiert zu haben. Andere wurden des Plagiats überführt. Wiederum anderen wird dagegen von Kritikern Kunstfertigkeit attestiert: dem Ex-Ministerpräsidenten Adrian Nastase beispielsweise. Der unter anderem wegen illegaler Parteienfinanzierung verurteilte Sozialdemokrat und Jura-Professor liess es auch bei nur einem Buch bewenden.
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