Letzten Samstagnachmittag machte die Ex-Freestylerin Mirjam «Mimi» Jäger (37) ihrem Ärger Luft. Weil sie durch die «Black Lives Matter»-Demonstration 45 Minuten im Stau stand, sagte sie in ihrer Instagram-Story, «jetzt habt ihr dann genug demonstriert». Seit da erhält sie Morddrohungen, einige ihrer wichtigsten Influencer-Jobs bei der Post, der Mobiliar und weiteren Unternehmen, ist sie los.
BLICK: Frau Jäger, können Sie noch schlafen?
Mirjam «Mimi» Jäger: Nein. Was ich seit Sonntagmorgen an Hass erlebe schockiert mich nur noch. Es findet eine Hetzjagd vom Übelsten auf mich statt. Das, weil ich mich über eine erneute Demonstration, nicht deren Zweck wohlgemerkt, aufgeregt habe. Ich habe mich in meinem Video über die Wartezeit im Auto aufgeregt und mich am Tag darauf in einem Interview dazu geäussert, dass ich es für unangemessen halte im Rahmen der Corona-Regelungen, dass sich 15'000 Menschen ohne Social Distancing auf der Strasse befinden.
Doch man unterstellt Ihnen Rassismus
Das ist das Absurdeste überhaupt. Ich habe mich nie rassistisch geäussert, noch etwas gegen das «Black Lives Matter»-Movement gesagt. Ich bin alles andere als das. Es hätte auch eine Demonstration fürs Klima oder gegen die Schweinemast sein können. Es ging doch nicht um den Inhalt der Demo, sondern rein um die Demo selbst und um die vom BAG herausgegebenen Vorsichtsmassnahmen. Wer meine Social-Media-Posts die letzten zwei Monate verfolgt hat, der weiss, wie sehr ich mich dafür eingesetzt habe, dass die BAG-Regeln eingehalten wurden.
Die Post und die Mobiliar haben sich sofort von Ihnen distanziert, wollen mit Ihnen nicht mehr zusammenarbeiten. Fanden Gespräche sofort statt?
Vorerst fanden keine Gespräche statt. Wir haben aber den Dialog gesucht mit den verschiedenen Unternehmen. Der Fall der Post hat mich ganz ehrlich gesagt sehr enttäuscht. Das Statement war übereilt und schockierend und hat die Sache alles andere als entschärft und eine neue Debatte gestartet, welche überhaupt nicht in meinem Sinne ist. Von extremen Kreisen wurden die, so wie fast alle meiner aktuellen und vergangenen Partner aufgefordert, mich fallenzulassen. Seitdem haben wir natürlich den Dialog mit den meisten Firmen hergestellt und besprechen die Situation momentan. Ikea war das einzige Unternehmen, welches mit mir am Montag in Kontakt war und das persönliche Gespräch gesucht hat - und ich habe ihnen versichert, dass ich mich von jeglicher Form von Rassismus distanziere.
Die Post ist zurückgekrebst, will nur kurzfristig die Arbeit mit Ihnen unterbrechen.
Ja, zum Glück. Ich will nochmals betonen, ich habe nichts Rassistisches gesagt. Ich habe lediglich mein Recht auf freie Meinungsäusserung in Anspruch genommen, was ich immer tue. Da ich keine Marionette bin und auf Authentizität setze, sollen mal alle doch genau lesen und hören, was ich genau gesagt habe. Mit Rassismus hat das nicht im Entferntesten etwas zu tun.
Sie sind ein Medienprofi. Hätten Sie damit nicht rechnen müssen?
Nein, echt nicht. Seit Monaten sind wir auf Corona sensibilisiert unterwegs. Meinen Sohn habe ich erst letzte Woche wieder in die Krippe geschickt. Ich bin im siebten Monat schwanger und nehme die Vorsichtsmassnahmen sehr ernst, das wissen meine Follower. Dass ich meinen Frust und meine Gefühle auf Social Media auch mal rauslasse, ist normal, das heisst Authentizität. Dass sich eine solche Hasswelle über mich ergiesst, daran hätte ich in meinen schlimmsten Albträumen nicht gedacht. Dass ich noch mit dem Tod bedroht werde, mir geschrieben wird, man würde mich auf der Strasse abstechen, meine Partner aufs Übelste beleidigt werden und ich als Rassistin dargestellt werde, das geht einfach zu weit.
Bereuen Sie im Nachhinein Ihren Instagrampost?
Ich bedauere, wenn meine vielleicht nicht sehr geschickte Ausdrucksweise jemanden verletzt hat. Ich kann nachvollziehen, dass sich einige Demonstranten an meiner Aussage gestört haben oder diese als verletzend angesehen haben, dies war aber nie meine Absicht. Ich bestehe aber auf mein Recht auf freie Meinungsäusserung. Ich habe nichts Falsches gesagt, rein meinem Ärger kundgetan. Meine Aussagen wurden von einigen Leuten missverstanden. Dafür werde ich unfairerweise zur Verantwortung gezogen, damit muss ich nun leben.
Gehen Sie nun rechtlich vor?
Ich bin das noch mit meinem Anwalt am Besprechen. Natürlich behalte ich mir vor, Anzeigen gegen die Menschen zu machen, die mich umbringen wollen. Ist ja klar.
Haben Sie den Dialog zu den Hater gesucht?
Nein, weil ich deren Sprache nicht spreche. Mit zwei, dreien, die anständig und reflektiert waren, habe ich geschrieben. Ich habe abgesehen davon auch sehr viel Zuspruch erhalten, meine Followerzahl ist um mehr als 400 gestiegen. Darauf bin ich in dem Zusammenhang nicht stolz. Doch es zeigt mir, dass es viele Menschen gibt, die genau zuhören, was man sagt und nicht Teil einer absurden Eigendynamik werden.
Wie viel Geld geht Ihnen nun verloren?
Das kann ich noch nicht abschätzen, sicher in die Tausende. Doch ich hoffe, dass ich mich mit einigen meiner Vertragspartner einigen kann und bin sicher, dass neue hinzukommen werden. Diejenigen, die genau gehört und gelesen haben, was ich gesagt habe.