Michael Neuenschwanderspielt den traumatisierten Chauffeur im Suizid-«Tatort»
«Diese Rolle brachte mich ans Limit»

Im nächsten Schweizer «Tatort» hat das Ensemblemitglied des Zürcher Schauspielhauses die schrecklichste Rolle seines Lebens.
Publiziert: 16.09.2017 um 10:42 Uhr
|
Aktualisiert: 30.09.2018 um 23:32 Uhr
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Reto Neuenschwander: «Das Schlimmste ist: Der Lokführer wird unschuldig zum Täter gemacht.»
Foto: Steve Zeidler
Peter Padrutt

Er gehört zu den renommiertesten Schweizer Theaterschauspielern, jetzt spielt er die schrecklichste Rolle seines Lebens im TV-Krimi «Tatort»: Michael Neuenschwander (55) verkörpert in der Schweizer «Tatort»-Folge «Zwei Leben» (morgen Sonntag, 20.05 Uhr auf SRF1) den Fernbusfahrer Beni Gisler. Der hatte als Lokführer schon zwei Selbstmörder überfahren, ist traumatisiert, und nun fällt ihm schon wieder ein Mann vor die Räder, und er überfährt ihn! Die Filmfigur Gisler rastet aus, tritt blindwütig auf den Toten ein, macht ihn für alle seine Traumata verantwortlich.

Gespräch mit traumatisierten Menschen

«Diese Rolle war eine grosse Herausforderung für mich», sagt der erfahrene Mime zu BLICK. «Die Dreharbeiten haben mich ans Limit gebracht.» Zur Vorbereitung habe er mit vielen Menschen mit Traumata gesprochen, mit einem Psychiater und viel Fachliteratur gelesen. «Mir wurde klar: In so einer Situation gerät man in einen Teufelskreis und kommt nicht mehr raus.» Die Auslöser für Traumata seien zwar sehr verschieden, die Folgen daraus aber ähnlich. «Am Ende herrscht bei den Betroffenen nur noch Angst vor der Angst», so Neuenschwander, der zum Ensemble des Zürcher Schauspielhauses gehört.

«Lokführer werden zum Täter gemacht»

Auch mit der anderen Seite, jener des Selbstmörders, hat sich Schauspieler Neuenschwander intensiv befasst. ««Dass ein Mensch an den Punkt kommt, wo er sich das Leben nimmt, ist schlimm, aber dass er dabei billigend die Zerstörung anderer Menschenleben in Kauf nimmt, ist grausam», sagt er.

Als Jugendlicher habe er einige Suizide von Gleichaltrigen erlebt. «Die haben mich immer sehr mitgenommen.» Er habe aber auch oft an die Lokomotivführer denken müssen, die sogenannte «Schienensuizide» erleben müssen. «Für sie ist es furchtbar. Das Schlimmste ist: Man wird unschuldig zum Täter gemacht.»

Gedreht wurde die brutale Szene, in welcher der Fernbus einen Menschen überfährt, nachts auf einer gesperrten Strasse ausserhalb Luzerns. «Ich selber habe den Bus rund 100 Metern selber gesteuert», erzählt Neuenschwander. Bei der Selbstmordsequenz selber sei er aber gedoubelt worden.

So holen Sie sich Hilfe

Für Menschen in persönlichen Krisen gibt es rund um die Uhr Anlaufstellen. Das sind die wichtigsten: Beratungstelefon der Dargebotenen Hand: Nummer 143 Beratungstelefon Pro Juventute: Nummer 147 Weitere Infos erhalten Sie bei: www.reden-kann-retten.ch Adressen für Menschen, die einen Menschen verloren haben: www.verein-refugium.ch Perspektiven nach Verlust ­eines Elternteils: www.nebelmeer.net

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Das meint der deutsche «Spiegel»

Hamburg (D) – «Recht gelungen» findet TV-Kritiker Christian Buss vom Nachrichtenportal ­spiegel.de den neuen Schweizer «Tatort» und erklärt gegenüber BLICK: «Weil er rigoros und auch konsequent subjektiv auf die Psychologie der Hinterbliebenen eingeht.» Die neue Folge sei «viel besser als dieser zähe Pro-und-kontra-Debatten-‹Tatort› zur Sterbehilfe vor einem Jahr». ­Diesen hatte Buss total verrissen. Das Thema Freitod als gesellschaftlich relevantes Thema im vorauseilenden Ge­horsam ganz auszusparen, finde er schwierig. Klar gebe es den Nachahmereffekt. «Aber nicht über Suizid zu sprechen, ist ja auch keine Lösung.»

Hamburg (D) – «Recht gelungen» findet TV-Kritiker Christian Buss vom Nachrichtenportal ­spiegel.de den neuen Schweizer «Tatort» und erklärt gegenüber BLICK: «Weil er rigoros und auch konsequent subjektiv auf die Psychologie der Hinterbliebenen eingeht.» Die neue Folge sei «viel besser als dieser zähe Pro-und-kontra-Debatten-‹Tatort› zur Sterbehilfe vor einem Jahr». ­Diesen hatte Buss total verrissen. Das Thema Freitod als gesellschaftlich relevantes Thema im vorauseilenden Ge­horsam ganz auszusparen, finde er schwierig. Klar gebe es den Nachahmereffekt. «Aber nicht über Suizid zu sprechen, ist ja auch keine Lösung.»

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