Eugen Gomringer ist 91. Seine Biografie formulierte er einmal so: «geboren in bolivien/ jugendjahre in zürich/ erfindung der konkreten poesie in bern/ und heimisch geworden in deutschland».
Sein Ehrgeiz als Lyriker ist - in Anlehnung an die Zürcher Konkreten wie Bill oder Lohse - die radikale Vereinfachung. In «schweigen» wiederholt sich der Titel des Gedichts 14 mal und bildet den Rahmen um eine weisse Mitte - gleichsam das echte Schweigen. «Konstellationen» (1953) nannte Gomringer solche Sprachgebilde.
Zur Konkreten Poesie gehört auch das Spiel mit dem Computer. Den Satz «kein fehler im system» liess Gomringer 1969 durch einen solchen laufen. Ausgespuckt wurde ein Papier um die 100 Meter lang, mit allen möglichen Anordnungsvarianten des eingegebenen Satzes: «kein fehler im system/kein efhler im system/kein ehfler im system» usw.
Das Endlos-Papier bewahrt der Lyriker im Archiv des Instituts für Konstruktive Kunst und Konkrete Poesie (ikkp) auf, das er im Jahr 2000 in seiner bayrischen Wahlheimat Rehau gegründet hat.
Vom experimentellen Virus befallen ist auch Gomringers jüngstes von acht Kindern, seine einzige Tochter Nora. Sie ist 36 und hat sich als Lyrikerin, als Slam-Poetin und Performerin international einen Namen gemacht.
2015 gewann Nora Gomringer in Klagenfurt den Ingeborg-Bachmann-Preis mit ihrem Text «Recherche», in dem eine Frau in einem Mietshaus das Rätsel um den Tod eines Jungen zu lösen versucht. Zum Erfolg trug auch bei, dass die Autorin ihre Lesung unter Einsatz von Mimik, Gestik und Stimmanimation wie ein Hörspiel gestaltete.
Nun führt der Strauhof die Werke von Vater und Tochter zusammen. Die Ausstellung «zeigt zwei ebenso unterschiedliche wie in ihrer Zeit verortete Arten, mit Sprache und Dichtung umzugehen», so der Strauhof in seiner Ankündigung. Die Vernissage am 5. Oktober beginnt um 18.30 Uhr in der Kirche St. Peter und endet mit einem Rundgang durch die Ausstellung im Strauhof.
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