Er habe diese Massnahme wegen der Unterstützung ergriffen, die der österreichische Schriftsteller dem serbischen Führer Slobodan Milosevic (1941-2006) und «seiner genozidalen Politik im Kosovo und in Bosnien-Herzegowina zuteil werden liess», teilte der kosovarische Aussenminister Behgjet Pacolli am Mittwoch über Twitter mit.
«Er (Handke) und das Nobelpreis-Komitee haben gegenüber den Opfern des Genozids Respektlosigkeit gezeigt», twitterte Pacolli weiter. Ähnlich äusserte sich das Parlament des Kantons Sarajevo in einer Entschliessung am selben Tag: «Die Verleihung des Nobelpreises an einen solchen Mann stellt eine erneute Beleidigung der Opfer und aller frei denkenden Menschen auf der Welt dar.»
Handke hatte am Dienstag in Stockholm den Nobelpreis für sein literarisches Schaffen entgegengenommen. Kritiker werfen ihm seine Nähe zu führenden serbischen Nationalisten und die Relativierung der Kriegsverbrechen der serbischen Seite in den jugoslawischen Zerfallskriegen der 1990er Jahre vor. Kritik provozierte er auch 2006 mit einer Rede bei der Beerdigung des wegen Kriegsverbrechen und Völkermords angeklagten einstigen serbischen Staatschefs Slobodan Milosevic.
In Bosnien hatten bosnisch-serbische Milizen nach Urteilen des Haager Jugoslawien-Tribunals an den bosnischen Muslimen der Enklave Srebrenica einen Völkermord begangen. Im Kosovo waren zahlreiche Kriegsverbrechen an kosovo-albanischen Zivilisten auf das Konto der von Milosevic geführten Sicherheitskräfte gegangen.
Neben dem kosovarischen Botschafter boykottierten auch die Botschafter Albaniens, Bosniens, Nordmazedoniens, der Türkei und Kroatiens die Verleihung des Literaturnobelpreises. In Stockholm protestierten zwischen 500 und tausend Demonstranten gegen die Auszeichnung Handkes.
(SDA)
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