Kunst
Bleiche Zeugen des Klimawandels bei Löwendenkmal sollen wachrütteln

Rund 480 Korallen aus Ton hat eine Künstlergruppe im Teich vor dem Luzerner Löwendenkmal versenkt. Die Installation des grössten toten Korallenriffs der Schweiz soll die Folgen des Klimawandels und auch Lösungen aufzeigen.
Publiziert: 20.08.2020 um 14:28 Uhr
Die Korallen der Kunstinstallation "Whitening Out" beim Luzerner Löwendenkmal sollen auf die Folgen des Klimawandels aufmerksam machen.
Foto: URS FLUEELER

«Whitening Out» heisst die Kunstaktion, die am Freitag in der Stadt Luzern Vernissage feiert. Der Begriff steht für die Korallenbleiche, die auf steigende Wassertemperaturen zurückzuführen ist: Wird es den Korallen zu warm, stossen sie Algen ab und verhungern.

Über hundert Personen haben in den letzten Monaten aus Ton Korallen getöpfert, gebrannt und glasiert, die nun im Teich vor dem berühmten Luzerner Wahrzeichen platziert wurden. Dazu mussten die Verantwortlichen das Wasser ablassen und wieder auffüllen. Nachts lassen LED-Scheinwerfer die weissen Skulpturen unter Wasser in allen Farben erstrahlen.

Die Fotografin Claudia Schildknecht ist künstlerische Leiterin des Projekts und initiierte das Künstler- und Bildungskollektiv «Biotop der Relevanz». Diesem gehören rund zwanzig Personen an aus verschiedenen Sparten - vom Grafiker über den Ingenieur bis hin zur Anwältin.

Von Schildknecht stammte auch die Idee für das Projekt. Sie weilte 2017 und 2018 in Australien und machte dort Unterwasseraufnahmen des Great Barrier Reefs. Die daraus entstandene Fotoausstellung konnte sie etwa beim Bundeshaus und bei einem UNO-Organ ausstellen. Politisch habe sich in ihren Augen dadurch aber nichts bewegt, sie stellte sich die Frage, wie stark man mit Fotos überhaupt noch sensibilisieren könne.

Daher habe sie beschlossen, für einmal die Sphäre der Kunst- und Kulturzentren zu verlassen und den öffentlichen Raum zu suchen. Die Stadt Luzern sei dem Ansinnen vom Anfang an positiv gegenüber gestanden sei. «Bedingung war, dass wir keine Löcher in den Teichboden bohren», sagte Kurator Fabian Takacs.

Rund 800 Kilogramm Ton haben die freiwilligen Helferinnen und Helfer zu Korallen verarbeitet. Die Produktion erfolgte in einem Werkraum der pädagogischen Hochschule Luzern. Statt für Porzellan, das aus China stammt, entschieden sich die Künstler für Ton aus Deutschland und verzichteten auch auf eine fluoreszierende Glasur.

An einem Crowdfunding Anfang Jahr hatten 230 Personen insgesamt knapp 30'000 Franken für die Aktion gespendet. Dazu kommen Stiftungsbeiträge und eine Kollekte anlässlich der Vernissage.

Ergänzt wird die Installation mit elf Stelen. Diese informieren etwa über den Klimawandel, über Konsum oder Entschleunigung, wie sie gerade in Zeiten der Coronakrise stattgefunden habe. Dazu arbeiteten die Künstlerinnen und Künstler auch mit Wissenschaftlern zusammen.

Auch Forderungen haben die Beteiligten formuliert und Empfehlungen, wie jede und jeder seinen ökologischen Fussabdruck verringern kann. Die Installation ist Tag und Nacht frei zugänglich. Sie ist bis am 20. September zu sehen. Die Koralleninstallation bleibt danach als Ensemble bestehen und soll auch andernorts gezeigt werden.

(SDA)

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