Die bewilligte und privat organisierte Kundgebung startete gegen 17 Uhr in der Stadt Luzern beim Mühleplatz mit einem stillen Marsch. Per Velo, zu Fuss oder im Rollstuhl begaben sich die Demonstranten bei sonnigem Wetter entlang der Reuss zur Gemeindegrenze von Emmen. Im Gebiet Reusszopf unweit des Tatorts war «als Zeichen der Hoffnung» ein Kirschenbaum gepflanzt. Unter diesem wurden farbige Briefe für das Opfer und dessen Familie gesammelt.
Unter den Teilnehmern waren Erwachsene und Kinder, darunter viele Frauen und Arbeitskollegen sowie Freunde des Opfers. Als Zeichen der Solidarität führten viele Velofahrer weisse Bänder an ihren Zweirädern mit. Polizisten begleiteten die Kundgebung ebenfalls auf Fahrrädern.
Sie nehme am Anlass teil, weil sie dem Opfer und dessen Familie Kraft geben und ein Zeichen setzen wolle, dass das Gute über das Böse siege, sagte eine Kundgebungsteilnehmerin gegenüber der Nachrichtenagentur sda.
Die Tat sei kaum zu begreifen und in Worte zu fassen, sagte Rolf Maegli, Direktor der Stiftung für Schwerbehinderte Luzern (SSBL), für die das Opfer tätig war, in einer kurzen Rede. Er forderte von Politikern, Lehrern, Medien und der Zivilgesellschaft, endlich entschieden gegen Gewalt vorzugehen und positive Menschenbilder zu vermitteln.
Bei den Organisatoren des Anlasses handelte es sich um Privatpersonen. Die Kundgebung fand laut deren Angaben mit dem Einverständnis der Familie des Opfers statt.
Am Abend des 21. Juli war eine 26-jährige Frau bei Emmen an der Reuss vom Velo gerissen und in einem nahen Waldstück vergewaltigt worden. Sie wurde mit schweren Verletzungen aufgefunden und ins Schweizer Paraplegiker-Zentrum in Nottwil überführt. Sie ist gemäss den dortigen Ärzten querschnittgelähmt.
Der Täter ist seit dem Vorfall auf der Flucht. Die Ermittlungen einer Sonderkommission mit rund einem Dutzend Beamten führte auch gut einen Monat nach dem Vorfall noch zu keinem konkreten Tatverdächtigen.