Kaum ein TV-Genre boomt so sehr wie der Krimi. 4500 Morde gab es schon 2015 allein im ZDF. Auch bei der ARD wird auf Teufel komm raus gemordet. Die vielen Krimis brauchen Personal. Neue TV-Kommissare sind gefragt. Davon profitieren auch Schweizerinnen wie Marie Leuenberger (40). Ab Oktober spielt die preisgekrönte Schauspielerin im neuen «Passau-Krimi» der ARD die Hauptrolle – zusammen mit Michael Ostrowski (47). Die beiden ermitteln in der pittoresken Stadt in Niederbayern, wo Donau, Inn und Ilz zusammenfliessen.
Die Story des neuen ARD-Donnerstag-Krimis klingt spannend: Die in Basel als Tochter eines Schweizers und einer Deutschen geborene Leuenberger mimt eine Berliner Ex-Polizistin, die gegen einen arabischen Clan-Boss ausgesagt hat und jetzt ein neues Leben in Passau beginnt – mit neuem Job und unter dem Namen Frederike Bader. Gedreht wurde noch letzten Februar, kurz bevor Corona richtig ausbrach. Zwei Episoden konnten unter Dach und Fach gebracht werden.
Glücklich in Berlin mit zwei Kindern
Für Leuenberger, die zuletzt 2017 mit dem Kinohit «Die göttliche Ordnung» für Furore sorgte, ist der «Passau-Krimi» ein weiterer Karriereschritt. Sie lebt als «Auslandschweizerin», wie sie selber sagt, glücklich in Berlin, hat einen Sohn (7) und eine Tochter (5). Kinder zu kriegen, sei die mutigste Sache ihres Lebens gewesen, sagt sie. «Man geht das so naiv an, weil man von vornherein nicht genau weiss, was auf einen zukommt.»
Leuenberger entspricht dem neuen Typ Ermittlerin: Zart und doch voller Energie wirkt sie. «Mittlerweile glaube ich, dass meine Schönheitsmakel mein Markenzeichen geworden sind. Ich bin, wie ich bin», sagte sie. Gesegnet mit viel Begabung, ist sie dennoch selbstkritisch. «Ich habe immer noch Selbstzweifel.»
Schweizer wandern zur ARD ab
Ab Anfang Oktober klärt die im Dreiländereck geborene Leuenberger nun in der Dreiflüsse-Stadt Passau Mordfälle im Ersten. Auffallend: Immer mehr Schweizer werden zum Exportschlager. Dies hat auch damit zu tun, dass SRF derzeit keine in sich geschlossenen Krimis produziert. So löst bereits Christian Kohlund (70) als Rechtsanwalt Thomas Borchert im «Zürich-Krimi» heikle Fälle für die ARD. Und seit 2014 ist Pasquale Aleardi (49) als Kommissar Dupin in der Bretagne für das Erste im Einsatz.
Wann produziert auch SRF wieder eine richtige Krimiserie? Ein Nachfolgeprojekt für den «Bestatter» sei in Planung, heisst es auf Anfrage. Man entwickle «aktuell eine neue Krimiserie, bei der es ebenfalls pro Episode einen Fall zu lösen gibt, die aber auch einen horizontalen Erzählbogen hat», so SRF-Fiktion-Chef Urs Fitze. Gute Aussichten für Schweizer, die wieder in unserem Land ermitteln wollen.