Claude Longchamp, der Mann mit der Fliege, prognostizierte der Ecopop-Initiative einen um 13 Prozent höheren Ja-Anteil. Bei der Goldinitiative lag der Chef des GfS Bern gar um rund 15 Prozent daneben.
Und es ist bei weitem nicht das erste Mal, dass Longchamps Prognosen nicht stimmen. So sagten seine Umfragen etwa stets ein Nein zur Masseneinwanderungs-Initiative voraus. Doch es resultierte ein knappes Ja.
Politgeograf Michael Hermann greift Longchamp jetzt frontal an: «Longchamp ist die grösste Diva im Land. Niemand getraut sich, gegen ihn anzutreten, weil er zu dominant ist.»
Hermann will nun eigene Abstimmungsumfragen erstellen: «Wir haben das Problem, dass die Sache monopolisiert ist», sagt er gegenüber der «NZZ». Es gehe nicht darum, ob Longchamp es gut oder schlecht mache, sondern darum, ob es in der Schweiz eine Auswahl gebe oder nicht.
Der Vertrag zwischen GfS Bern und der SRG läuft Ende 2015 aus. Für Hermann ist klar: «Um diesen SRG-Auftrag werden wir uns bewerben.»
Politgeograf Hermanns Methoden sind allerdings unter Politologen ebenfalls umstritten: Politologin Regula Stämpfli kritisierte schon mehrfach den Ansatz Hermanns, die politischen Einstellungen und Landschaften in Grafiken darzustellen. Hermann sei ein «Wahlvermesser mit einem politischen Reflexionsgrad eines Planktons», seine Methoden seien eine Verhöhnung der Demokratie, sagte sie.
Longchamp wehrt sich
Claude Longchamp gibt als Grund für die grosse Differenz seiner Umfragen und den Abstimmungsergebnissen vom Sonntag die zeitliche Distanz an. Zwischen dem Tag der Umfrage und dem Urnengang habe viel geschehen können. Zudem erklärt er die Abweichung damit, dass das die rechten Wähler nicht stark mobilisiert werden konnten. (nmz)