Kolumne von Style Writer Wäis Kiani
Tränen bei den Ecclestones

Modebloggerin Wäis Kiani plädiert für einen Konsum-Totalverzicht.
Publiziert: 14.12.2015 um 09:55 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 22:31 Uhr
Wäis Kiani
Wäis KianiStyle Writer

Der Dezember 2015 steht unter dem Sternzeichen: Sale. Ich wurde noch nie in so viele Christmas Pop-up Stores, auf so viele Christmas Sales und Christmas Bazaars eingeladen wie dieses Jahr. Und, während ich diese Zeilen schreibe, kommen ständig neue Mails rein, die mich zu irgendwelchen Sales in Deutschland und der Schweiz einladen, auf denen es handverlesenen Ramsch zu kaufen gibt, von irgendwelchen Leuten gesammelt in Ostindien und Südmarokko – für unsere Liebsten zu Weihnachten.

Ich frage Sie: Was ist denn los? Wollten wir nicht dieses Jahr weniger konsumieren, weil wir wirklich schon alles haben, mehr als genug? Und wollten wir uns darüber hinaus nicht auf andere Werte besinnen, zum Beispiel nicht mehr derart neidisch sein? Weil dieses Jahr der herkömmliche Konsumrausch und all die vorweihnachtlichen Dinge, die Geschenke, Dekoration und der andere Kram, den man im Dezember an Material anschleppt, etwas verpönt sind, werden stattdessen rundum «politically correct» Bazaars abgehalten. Gleichzeitig lese ich in einer britischen Tageszeitung, dass Tamara Ecclestone, Tochter von Formel-1-Chef Bernie Ecclestone und Ikone jener Frauen, die tagsüber mit zu viel Make-up im Gesicht ihre Luxustaschen in der Armbeuge in Zürichs Bahnhofstrasse spazieren führen, traurig ist, weil es eine seltene Birkin-Bag von Hermès aus dem Leder von hellgrauen Krokodilen im Moment nicht zu kaufen gibt. Und das arme Mädchen hätte diese dringend für ihre gigantische Hermès-Bag-Sammlung im Wert von einigen Millionen gebraucht. Zu Weihnachten wollte sie sie geschenkt haben, und es gibt sie nicht. Weihnachten ist bei den Ecclestones ruiniert.

Ich hätte einen Tipp für die Arme – jenseits von Christmas Bazaars mit überteuerten Kelims aus Istanbul gibt es ein neues Start-up, Catchys.com. Catchys ist eine Vintage-Suchmaschine. Tamara gibt einfach «Birkin, grey, croc» ein, und alle Vintage-Shops der Welt werden durchsucht, ob sie eine Tasche aus dem Leder vom Aussterben bedrohter hellgrauer Baby-Krokodile verfügen. Sie wollen dankenswerterweise keine Krokodilhaut verschenken? Dann suchen Sie bei Catchys doch etwas anderes Schönes, denn es wird schon genug Müll produziert. Man sollte Dinge, die schon da sind, nutzen und aufbrauchen – und ein paar Jahre lang gar nichts mehr produzieren, ausser unserem Essen und auch davon bitte nur das Allernötigste.

Das ist mein Wunsch zu Weihnachten an diese Welt.

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