Auf der Leinwand ist Willem Dafoe schon zig Mal gestorben. Oft war es ein grausiges Ende: In Martin Scorseses «The Last Temptation of the Christ» wird er gekreuzigt, in Oliver Stones «Platoon» stirbt er im Kugelhagel, in «Spider-Man» machen messerscharfe Klingen dem «Grünen Kobold» den Garaus. «Gute Abgänge» würden ihn offenbar anziehen, sagt der Schauspieler. «Ich sterbe in vielen Filmen. Vermutlich häufiger als sonst irgendjemand.»
Heute wird Dafoe 60, doch «in meinem Kopf fühle ich mich wie 22», versichert er. Er halte sich mit täglichen Yoga-Übungen und frisch gepressten Gemüsesäften fit. Die tiefen Furchen um das ausgeprägte Kinn sind schon lange sein Markenzeichen. Die kamen nicht erst mit dem Alter. «Ich habe ein sehr markantes Gesicht, aber es ist auch sehr flexibel, ein Gummigesicht».
Mit diesem Gesicht schaffte es das Kind einer zehnköpfigen Familie aus dem ländlichen Wisconsin erst auf die Theaterbühne, dann vor die Filmkameras. Häufig spielt er durchtriebene, undurchsichtige Charaktere. In der Komödie «Grand Budapest Hotel» ist er der Bösewicht, in «Shadow of the Vampire» der blutrünstige Vampir. Diese Rolle als der düstere Max Schreck brachte Dafoe seine zweite Oscar-Nominierung als bester Nebendarsteller ein, die erste hatte er sich mit «Platoon» verdient.
Er scheut nicht vor expliziten Sexszenen und kontroversen Stoffen zurück. Schon drei Mal wagte er sich vor die Kamera des dänischen Enfant terrible Lars von Trier, darunter für das Sex-Drama «Nymphomaniac» und für den Psychoschocker «Antichrist». In «Pasolini» spielte er zuletzt den italienischen Skandalregisseur Pier Paolo Pasolini.
Doch mit seinem «Gummigesicht» kann er auch ganz anders, als nur Schurke oder schräg zu sein. Im Spionagethriller «A Most Wanted Man» etwa tritt er als eleganter Hamburger Banker auf. Im Südstaaten-Drama «Mississippi Burning» wird er an der Seite von Gene Hackman zum cleveren FBI-Ermittler.
Hollywood ist für Dafoe nur Drehort. Wohnen tut der Schauspieler in New York und Rom. 2005 heiratete er die italienische Filmemacherin Giada Colagrande. Aus seiner langen Beziehung mit der elf Jahre älteren US-Theaterregisseurin Elisabeth LeCompte hat er einen erwachsenen Sohn.
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