Vor acht Jahren liess ich mir ein «Hellboy»-Tattoo auf meinen Unterarm stechen. Zu sagen, ich bin ein Fan, wäre wahrscheinlich eine Untertreibung. Ich verschlang jeden Comic-Band über den gehörnten Helden, seine beiden Filme kann ich beinahe auswendig. Keine Frage, für mich ist Hellboy etwas vom Besten, was die Welt der Superhelden zu bieten hat.
Nun kehrt der rote Muskelprotz auf die Leinwand zurück. «Hellboy – Call of Darkness» ist aber keine Weiterführung der bisherigen Filme. Stattdessen machte Oscar-Preisträger Guillermo Del Toro (54, «The Shape of Water») den Regiestuhl für Horrortalent Neil Marshall (48, «The Descent») frei. Der verwirklichte eine neue Vision des Teufels, die glücklicherweise ohne lange Ursprungsgeschichte auskommt.
So bekommt es der Hellboy (David Harbour, 43) direkt mit der Hexen-Königin Nimue (Milla Jovovich, 43) zu tun, die ein Zeitalter der Monster einläuten will. Im Kampf gegen die Magierin muss sich Hellboy nicht nur zahlreichen Fabelwesen stellen, sondern auch seinem eigenen Schicksal als zerstörerischer Dämon.
«Hellboy» ist nichts für schwache Nerven
Die blutige Handschrift von Horror-Regisseur Marshall ist im ganzen Film zu sehen. Denn «Hellboy» ist nichts für schwache Nerven oder Zuschauer im Schutzalter. Hier werden Zungen aus Mäulern gerissen, Gedärme und Hirnmasse fliegen meterweit. Für Genre-Fans ist das höllisch gute Unterhaltung, für den einen oder anderen Superhelden-Liebhaber dürfte das Gemetzel aber etwas zu weit gehen. Zu seiner düsteren Comic-Vorlage passt die Brutalität aber eigentlich wie die Stein-Faust aufs Auge.
Leider ringt «Hellboy» dabei aber mit vielen Schwächen. Die wohl gravierendste ist dabei, dass sich der Film einfach nicht entscheiden kann, was er eigentlich sein will. Mal erinnert er an eine Action-Komödie, mal verstört er mit Splatter-Szenen. Die ständige Musik-Untermalung durch Garage-Rock-Riffs war ausserdem schon in den 90er-Jahren ausgelutscht. Der chaotische Schnitt und die oft etwas gar lahmen Witze geben «Hellboy» den Rest. Von gefühlt hundert dummen Sprüchen landet vielleicht einer.
Verschwendetes Potenzial
Dabei zeigt «Hellboy» aber auch immer wieder, dass der Film es eigentlich auch anders könnte. Wenn der rote Teufel in einer Geister-Dimension von der russischen Hexe Baba Yaga einen Eintopf mit Kinderfleisch angeboten bekommt, will das Fan-Herz vor Freude Luftsprünge machen. Denn hier legt sich Marshall auf seine Horror-Wurzeln fest und fängt die Schrecken der Comic-Vorlage perfekt ein. In solchen Szenen kann man sehen, was für Potenzial eigentlich in dem Universum des etwas anderen Superhelden stecken würde. Als sein wohl grösster Fan ist es deshalb umso trauriger, dass der Kino-«Hellboy» es dieses Mal nicht annähernd ausreizen kann.
2/5