Nach einem schwulen Fussballer in «Mario» spielt der Schweizer Shootingstar Max Hubacher (25) wieder einen ambitionierten Sportler, diesmal den Waffenläufer Mischa Ebner, der als «Mitternachts-Mörder» traurige Bekanntheit erlangte. Der 27-jährige Leichtathlet und Koch griff in der Nacht zum 1. August 2002 zwei Frauen mit einem Messer an, eines der Opfer erlag den Verletzungen. In der Untersuchungshaft gestand er weitere ähnliche Delikte, bevor er sich in einer Gefängniszelle erhängte.
Der Fall ist stark fiktionalisiert
In den Wochen zuvor war die ganze Region Bern wie paralysiert, junge Frauen getrauten sich nicht mehr in den Ausgang, besorgte Väter sprachen von der Bildung von Bürgerwehren. Von der damaligen Atmosphäre ist im Film «Der Läufer», der letztes Wochenende in den Schweizer Kinos anlief, wenig zu spüren. Um rechtlichen Problemen vorzubeugen, sind die Namen geändert und die Ereignisse finden in der Gegenwart statt. Der Fall ist stark fiktionalisiert. Jonas Widmer hat eine vordergründig intakte Beziehung mit seiner Freundin Simone (Annina Euling). An seinem Arbeitsort flirtet er auch mit der Küchenhilfe Laura (Luna Wedler). Grossen Raum nimmt Jonas' Beziehung zu seinem Bruder Philipp (Saladin Dellers) ein, der sich wie Ebners Bruder das Leben nimmt.
Aus der Täteroptik erzählt
Vor allem wird die Geschichte beinahe vollständig aus der Täteroptik erzählt. Keine leichte Aufgabe für den Hauptdarsteller. «Das Schwierigste war, die eigene Moral abzulegen. Ich musste beim Spielen immer wieder denken: Machs nicht», erzählt Hubacher bei der Premiere im Berner Kino Club. «Jonas ist ein getriebener Mensch, eine Mischung aus Wolf und Reh», beschreibt ihn Hubacher. Regisseur Hannes Baumgartner (35) sagt: «Wir wollten zeigen, wie Jonas vor sich davonrennt, sich selber nicht begreift und in den Sport flüchtet. Wir wollten kein Monster zeigen und auch keine Taten erklären, sondern diesen Verdrängungsmechanismus offenlegen.»
Kontakt zu den Involvierten
Für den Produzenten Stefan Eichenberger (34) war es äusserst wichtig, die Betroffenen einzubinden. So bestand im Vorfeld ein intensiver Kontakt mit Ebners Pflegemutter. «Sie hat den Rohschnitt gesehen und konnte damit einen persönlichen Abschluss finden. Und wir haben auch andere Involvierten informiert, bevor wir an die Öffentlichkeit gingen», sagt Eichenberger.
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