Bekannte Gesichter aus Film und Theater, Freunde sowie verschiedene Schaffhauser Politiker erwiesen Gnädinger die letzte Ehre. Durch die Trauerfeier führte Käthi La Roche, ehemalige Pfarrerin des Zürcher Grossmünsters. Sänger und Saxophonist Reto Hofstetter umrahmte den Abschied musikalisch.
Der Filmemacher Paul Riniker reihte den Verstorbenen in seinen Abschiedsworten in die «Ahnengalerie der Steiner, Gretler, Walter und ein paar wenigen mehr» ein. Aber Mathias sei nicht bloss ein grosser Schauspieler gewesen, weil er beim Publikum ankam. «Er war auch ein vielseitiger, lebenserfahrener und tiefgründiger Mensch.»
«Ich habe es genossen, mit ihm zu arbeiten.» Gnädingers Sorgfalt, seine Präzision, aber auch seine Scheu und sein Respekt vor der Arbeit der anderen hätten ihn immer wieder von Neuem beeindruckt, sagte der Filmemacher.
Schauspieler seien eigentlich keine Stars, habe Gnädinger einmal gesagt - «sondern Monde, die von den Beleuchtern ins Licht gerückt werden, damit sie strahlen». Mit dieser Anekdote erinnerte sich Schauspieler Mike Müller an seinen Kollegen. Mathias habe für die Schweizer Mundart-Schauspieler eine Latte gesetzt, es sei ein Privileg gewesen mit ihm zu spielen.
Als Gnädinger im Rahmen der Dreharbeiten zum «Bestatter» im letzten Sommer bei ihm einen Trauerkranz ausgesucht hatte, hätten sie es beide nicht so ernst genommen, erinnerte sich Müller sichtlich bewegt. Nachher hätten sie noch darüber gelacht. «Und jetzt ist es plötzlich ernst.»
Als «grossen und kritischen Geist» bezeichnete der ehemalige Schaffhauser Stadtpräsident Thomas Feurer den Verstorbenen in seiner Abschiedsrede. «Geschwätz war nie deine Sache», sagte er an seinen Freund gewandt. «In deiner Nähe musste Substanz her, und es galt den Grind und den Bauch einzuschalten.»
«Trotz deiner Weltoffenheit ist dein Zuhause immer da geblieben, wo deine Familie und deine Sprache zuhause sind», sagte Feurer. Er habe von Mathis gelernt, Mut zu zeigen, zu einem authentischen Leben, zur Ehrlichkeit aber auch zur eigenen Schutzbedürftigkeit zu stehen.
Der Schauspieler hatte sich am 5. März in seinem Wohnhaus in Stein am Rhein SH bei einem Sturz den Oberschenkel gebrochen. Während der Zeit im Zürcher Universitätsspital kam es zu Komplikationen und Gnädingers Gesundheitszustand verschlechterte sich. Er starb schliesslich am 4. April.
Seit Längerem hatte er sich mit dem Thema Sterben und Tod auseinandergesetzt. Auch in seinen letzten Filmen ging es ums Sterben, so etwa im kürzlich in den Kinos angelaufenen Film «Usfahrt Oerlike». Gnädinger verkörperte darin Willi, den sein lebensmüder Freund (Jörg Schneider) bittet, ihm beim Sterben zu helfen.
Schwer gezeichnet von seiner Krebserkrankung war auch Schneider zur Trauerfeier nach Schaffhausen gekommen. Es sei ein sehr schwerer Gang für ihn, sagte er vor dem Gottesdienst.
Mit diesem Film von Paul Riniker feierte Gnädinger an den vergangenen Solothurner Filmtagen seinen letzten grossen Erfolg. «Usfahrt Oerlike» rührte das Publikum derart zu Tränen, dass es den Spielfilm zum «Prix du Public»-Gewinner wählte.
Ein letztes Mal Abschied nehmen kann das Filmpublikum vom grossen Volksschauspieler im kommenden Herbst. Dann kommt der in Japan gedrehte Film «Der grosse Sommer» in die Kinos, in dem es ebenfalls ums Altern geht. Vor der Abreise nach Japan hatte Gnädinger seiner Familie einen Abschiedsbrief hinterlassen.
«Seid nicht traurig», schrieb er darin, wie sein jüngerer Bruder Angelo Gnädinger nach Gnädingers Tod daraus zitierte. Mathias hätte gerne alt werden wollen. Aber er habe auch gewusst, dass es mit ihm zu Ende gehe. Die Familie hatte am Donnerstag bereits vor der Trauerfeier im engsten Kreise vom 74-Jährigen Abschied genommen.