Er habe in Syrien «ein ziemlich schönes Leben» gehabt, sagte der 54-Jährige der Nachrichtenagentur AFP. Unzählige Filme und Fernsehserien, darunter «Bab al-Hara» (Das Tor des Stadtviertels), mit bis zu 50 Millionen Zuschauern pro Folge eine der erfolgreichsten Seifenopern weltweit, hatten den Schauspieler unter seinem Geburtsnamen Dschihad Abdo im gesamten Nahen Osten bekannt gemacht.
Doch dann begann 2011 der Konflikt in Syrien mit Protesten gegen Präsident Baschar al-Assad. Abdos Frau, die Malerin und Menschenrechtsanwältin Fadia Afasche, arbeitete damals im Kulturministerium. Weil sie sich bei einer Reise nach Frankreich mit Oppositionsaktivisten getroffen hatte, musste sie aus Syrien fliehen.
Nach einem Studium in Minneapolis wollte sie eigentlich nach Syrien zurück. Doch dann geriet auch Abdo in Schwierigkeiten, weil er in der «Los Angeles Times» Assads Regime Folter und Korruption vorwarf. Danach wurden die Fenster seines Autos eingeworfen und er sollte sich im Fernsehen öffentlich bei Assad entschuldigen.
Im Oktober 2011 liess Abdo fast seinen gesamten Besitz in Syrien zurück und ging zu seiner Frau nach Minneapolis. Das Paar beantragte Asyl und zog nach Los Angeles, damit Abdo dort beim Film arbeiten konnte. Obwohl Abdo seinen Vornamen in Jay änderte, wurde er bei mehr als hundert Vorsprechen abgelehnt, das Paar lebte teilweise von drei Dollar pro Tag.
Erst nach über einem Jahr fand Abdo einen Job: Bei einem Blumenladen und bei einem Pizzaservice verdiente er 300 Dollar die Woche. Abdos grosse Chance war Werner Herzogs Film «Queen of the Desert», in dem er an der Seite von Hollywoodstar Nicole Kidman mitspielte.
«Queen of the Desert» wurde für Abdo zum Wendepunkt: Er spielte nun auch in der Amazon-Serie «Patriot» und mit Tom Hanks in «A Hologram for the King» mit. Plus im preisgekrönten Schweizer Kurzfilm «Bon voyage» neben Stefan Gubser.