Bei all den Schönheiten auf dem roten Teppich mag man es kaum glauben: Das 72. Filmfestival in Cannes (F) eröffnete gestern Abend mit der Zombie-Komödie «The Dead Don't Die» von Kult-Regisseur Jim Jarmusch (66). Hinter den hübschen Gesichtern versteckte sich also das eine oder andere Film-Biest wie Chloë Sevigny (44), Tilda Swinton (58) oder Bill Murray (68). Der Filmtitel, zu Deutsch «Tote sterben nicht», birgt aber auch Ironie. Das Festival gehört zu den wichtigsten der Welt, ist aber in gewissen Dingen etwas im Gestern stecken geblieben. Fotografen müssen am Teppich einen dunklen Anzug tragen, die Damen auf dem Teppich High Heels. Selfies sind verboten, und als eines der wenigen Festivals schliesst Cannes die Werke von Streaming-Diensten wie Netflix aus – das Kino ist in Frankreich noch lange nicht tot.
Alain Delon in der Kritik
Einer seiner wichtigsten Darsteller wird dieses Jahr mit der Ehren-Palme ausgezeichnet: Filmlegende Alain Delon (83). Das sorgte bereits im Vorfeld für Unruhe. Denn dem grossen Darsteller wird die Nähe zum rechten Front National, Schwulenfeindlichkeit und Sexismus vorgeworfen. Davon will man in Cannes nichts wissen, schliesslich werde «hier nicht der Friedensnobelpreis vergeben», hiess es von der Festivalleitung.
Frauen in der Hauptrolle
Das mochte den Eröffnungsabend keineswegs trüben, dafür war der Glamour auf der Croisette schon beim ersten Warmlaufen der Stars zu gross, das Festival dauert bis zum 21. Mai. Ganz im Mittelpunkt stand dabei Elle Fanning (21), die US-Schauspielerin ist das Küken in der diesjährigen Jury, die von vier Frauen und vier Männern besetzt ist. Die Hauptrolle spielen die Damen an der Croisette aber nach wie vor auf dem roten Teppich und auf der Leinwand. Von den 21 Wettbewerbsfilmen sind vier von weiblichen Regisseuren.