Mario (Max Hubacher) ist ein talentierter Stürmer in der U21 der Berner Young Boys. Er hat einen ehrgeizigen Vater im Rücken, Teamkollegen aus aller Welt, mit denen er sich gut versteht - und beste Aussichten auf einen Wechsel in die 1. Mannschaft.
Mario steht an einem entscheidenden Punkt seiner Fussballerkarriere, als in der Mannschaft ein neuer Stürmer aus Deutschland auftaucht, Leon (Aaron Altaras). Marios Teamkollegen und sein Vater sind alarmiert ob der Konkurrenz. Und Mario? Der ist verliebt.
Kurz nachdem die beiden Stürmer in eine gemeinsame Spielerwohnung gezogen sind, kommt es zum Kuss. Erst weist Mario den offensiven Leon zurück, doch sein Widerstand hält nicht lange an. Bald entspinnt sich eine zarte Liebesgeschichte zwischen den beiden, die geprägt ist von Leidenschaft, aber auch Heimlichtuerei, Verleumdung und Angst.
Regisseur Marcel Gisler, der mit Filmen wie «Electroboy» (2014), «Rosie» (2013) oder «F. est un salaud» (1998) reihenweise Preise gewann, ist mit «Mario» für den «Prix de Soleure» nominiert. Bereits im Februar kommt sein Spielfilm in die Kinos.
Ist ein schwuler Fussballer im Jahr 2018 wirklich noch ein Aufreger? Ja: «Es trifft zu, dass sich bis heute in der Super League kein Spieler als homosexuell geoutet hat», sagt Wanja Greuel, CEO bei YB. Der Berner Club unterstützte Regisseur Gisler und die beiden Autoren Thomas Hess und Frédéric Moriette bei der Drehbuchentwicklung und stellte sein Mannschaftslogo und seine Infrastruktur zur Verfügung für die Dreharbeiten.
Auf Anfrage der sda im Vorfeld der Filmpremiere erklärte der YB-Chef, man sollte denken, heute sei die Gesellschaft derart aufgeschlossen, dass Homosexualität im Fussball kein Tabu mehr ist. «Leider ist dies immer noch nicht der Fall.» Dabei sei die Sexualität seiner Spieler eigentlich deren Privatsache.
Dass dies von der Öffentlichkeit anders wahrgenommen wird, zeigt ein kurzer Blick in die Klatschspalten: Das Liebesleben prominenter Fussballer stösst seit jeher auf grosses Interesse.
Regisseur Gisler macht vor allem wirtschaftliche Faktoren verantwortlich dafür, dass sich Profifussballer nicht outen. «Der Fussball ist ein Testosterongeschäft, da wird ein traditionelles Männlichkeitsbild vermarktet», sagte er vor der Premiere in Solothurn. Und so lange sich dieses Bild so gut verkaufe, sei ein schwuler Fussballer ein Tabu.
In seinen Unterlagen zum Film bezeichnet der Filmemacher das Tabu als eine Art «modernes Liebesverbot» in einem gesellschaftlich gegebenen Kontext. «Die Last der Selbstverleugnung tragen allein die schwulen Spieler.»
Und genau auf diese Selbstverleugnung, auf das innere Dilemma seines Protagonisten konzentriert sich der Film. Mario ringt mit sich, gibt sich Leon hin, zieht sich wieder zurück und legt sich sogar eine Alibi-Freundin zu. Diese Zerrissenheit spielt der Berner Max Hubacher, der 2012 für seine Hauptrolle in «Der Verdingbub» mit dem Schweizer Filmpreis ausgezeichnet worden war, überaus überzeugend.
«Mario» ist weder laut noch aufrührerisch oder auf grosse politische Wirkung zielend. Vielmehr erzählt Gisler die stille, aber umso berührendere Geschichte einer grossen Liebe, die sich letztlich so auch in einem anderen Kontext eines «Liebesverbots» zutragen könnte.
Was bleibt, ist die Frage nach der Authentizität des Films. Die sda hätte darüber gerne mit einem YB-Spieler gesprochen - keine Zeit, man sei mitten in den Saisonvorbereitungen, lautete die Antwort.
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