BLICK: Neben Ihrem Job haben Sie und Ihre Frau Sophie auch noch einen zweijährigen Sohn Christopher und Ihren neugeborenen Sohn Hal zu Hause. Bedeutet die berufliche Doppelbelastung viel Stress?
Benedict Cumberbatch: Das ist kein Stress, sondern ein Segen. Es ist schon unglaublich, dass ich überhaupt Rollen bekomme. Und dass ich sie mir dann auch noch aussuchen kann, sie abwechslungsreich sind und die Leute die Filme zu mögen scheinen – mehr kann man nicht erwarten.
Was macht Ihre Version von Sherlock Holmes so populär?
Ich habe keinen blassen Schimmer. Wahrscheinlich ist es gut, dass wir nicht zu viele Folgen drehen. Dann freuen sich die Fans nach längerer Abstinenz auf das, was kommt, und wir sehen immer frisch und ausgeruht aus (lacht). Im Ernst, ich glaube, ausschlaggebend ist, dass alle Personen in der Serie Charakterschwächen oder irgendwelche Fehler haben. Die Zuschauer können sich so besser mit ihnen identifizieren.
Als Holmes haben Sie eine fast romantische Beziehung zu Ihrem Umhang. Gibt es auch im Privatleben ein Kleidungsstück …
… mit dem ich ein intimes Verhältnis habe? (lacht) Es wäre jetzt cool, wenn ich Ihnen sagen könnte, dass ich eine Kuscheldecke seit meiner Kindheit mit mir herumschleppe. Aber das gibt es nicht. Überhaupt ist meine ganze Kleidung eher langweilig. Alles meistens sehr einfarbig, bevorzugt Silber-, Grau- und Blautöne.
Die Fans finden Sie alles andere als farblos. Sie haben Kultstatus.
Danach habe ich nie gestrebt. Aber es gehört halt zum Beruf des Schauspielers. Die grössten Probleme habe ich mit dem Wortspiel, das sich einige meiner sehr intelligenten, witzigen und kreativen weiblichen Fans mit meinem Namen ausgedacht haben.
Sie meinen, dass sie sich als Cumberbitches («Cumber-Flittchen») bezeichnen?
Ja, das klingt selbsterniedrigend. Ich habe öffentlich gemacht, dass ich über eine leicht abgewandelte Version glücklicher wäre. Aber am Ende darf jeder selbst entscheiden, wie er sich bezeichnet.
Ist Ihre Frau nicht eifersüchtig?
Sophie liebt mich und ist stolz auf meine Arbeit. Wir sind füreinander bestimmt und passen einfach zusammen. Deshalb hat sie mit dem ganzen Drumherum keine Probleme. Sie ist eine sehr souveräne Frau.
Wie gehen Sie mit Ruhm um?
Es ist leicht, sich vom Hype um seine Person mitreissen zu lassen. Deshalb ist nichts wichtiger, als Familie und Freunde zu haben, die dich schon sehr lange und gut kennen. Sie helfen dir, auf dem Teppich zu bleiben.
Sie wirken sehr selbstsicher.
Selbstsicherheit wird mir oft als Arroganz ausgelegt. Ich bin auf jeden Fall ein Mensch, der so einige Mängel hat.
Zum Beispiel?
Ich mag Technologie, aber richtig gut bin ich damit nicht. Ich bin ein reiner Nutzer, aber wehe, es geht mal was kaputt. Dann bin ich aufgeschmissen.
Haben Sie ständig Ihr Smartphone zur Hand?
Nur beruflich. Weil ich meine ganzen Termine sonst niemals behalten würde. Wenn ich zu Hause bin, dann will ich davon nichts wissen.
Treiben Sie Sport?
Nicht im Fitnessstudio. Ich gehe lieber in der freien Natur wandern. Oder spaziere durch den Park. Dann hab ich den Kopf wieder frei. Musik hilft mir dabei auch.
Was hören Sie am liebsten?
Querbeet. Ich mag besonders Songs, die einen zum Nachdenken bringen. Weil sie davon handeln, was alles in der Welt so schiefläuft. So wie «Burn the Witch» von Radiohead zum Beispiel. Das Lied rührt meine Seele.
Sie sind 41 Jahre alt. Blicken Sie da schon mal nostalgisch auf ihre 20er zurück?
Gar nicht. Je älter ich werde, desto glücklicher bin ich bislang mit meinem Leben geworden. Ich schätze das grossartige Leben, das ich habe, mehr denn je. Mit meiner Familie und den fantastischen Menschen um mich herum. Ich freu mich auf das, was kommt.