Sie sieht aus wie eine nette englische Lady. Dabei ist Debbie McWilliams’ Job genau so top secret wie der von James Bond: Die Casting-Direktorin sucht seit 36 Jahren die passenden Darsteller für den Agentenklassiker aus. «Mit 29 wurde ich der Bond-Produzenten-Familie Broccoli vorgestellt. So fing es an.»
Roger Moore († 90) war bereits als Agent 007 gesetzt, als sie 1981 das Casting für «In geheimer Mission» übernahm. Dann übernahm Debbie McWilliams und castete Timothy Dalton (71), Pierce Brosnan (64) und schliesslich Daniel Craig (49).
Mit Craigs Wahl hat McWilliams massgeblich dazu beigetragen, dass sich der Agent ihrer Majestät modernisiert hat. «Jeder Agent repräsentiert eine anderes Zeitgefühl. Die Bond-Filme sind ja auch eine Art Spiegelbild der gesellschaftlichen Entwicklung. Craig ist ernster und sportlicher als seine Vorgänger», erzählt sie.
McWilliams' Erfolgsgeheimnis
Es sei wichtig, das Publikum zu überraschen und ihm etwas zu geben «von dem es noch gar nicht weiss, dass es das haben will», verrät McWilliams ihr Erfolgsgeheimnis. Mit Daniel Craig ist ihr das gelungen. «Bei der ersten Pressekonferenz war er noch unbeliebt, aber nach dem Film waren die Meinungen anders.» Ob Craig auch im nächsten Bond-Film spielen wird, der im November 2019 startet, kann sie noch nicht verraten: Das Casting startet erst nächstes Jahr.
Auch die beiden Schweizer Bond-Stars mussten bei ihr antraben. Sie erinnert sich bestens an Carlos Leal (48) für «Casino Royale»: «Er brachte ein Set Pokerkarten mit.» Für den Chefcroupier reichte es nicht, darum habe sie seine Rolle geändert: «Wir haben ihn zum Poker-Aufseher befördert.» Anatole Taubman (46) habe aus seiner kleinen Bösewicht-Rolle viel gemacht: «Im Script stand kaum etwas.»
Nicht nur das Aussehen spielt eine Rolle
Seit ihrem ersten Casting haben sich auch die Bond-Girls verändert. «Das ist ein Begriff, den ich nicht so mag, er hat einen negativen Beigeschmack», so McWilliams. «Mir war immer wichtig, dass nicht nur das Aussehen eine Rolle spielt, sondern dass wir gute Schauspielerinnen casten.» Für McWilliams war es eine besondere Freude, als Naomie Harris (40) die Rolle der legendären Sekretärin Miss Moneypenny übernommen hat: «Sie entspricht dem modernen Frauenbild, ist klug und eine tolle Darstellerin.»