Dass der Streifen des Walliser Regisseurs Claude Barras überhaupt erst um den Quartz in der Kategorie Bester Spielfilm buhlen konnte, liegt an dessen Länge. Wie das Bundesamt für Kultur (BAK) in einer Medienmitteilung erklärte, sind Animationsfilme von mindestens 60 Minuten zu lang für die Kategorie «Bester Animationsfilm». Die Trophäe für den besten kurzen Animationsfilm ging an «Au revoir Balthazar» von Rafael Sommerhalder.
Wie der grosse Filmpreis-Favorit «Die Göttliche Ordnung», räumte «Ma vie de Courgette» in insgesamt drei Kategorien ab. So erhielt Sophie Hunger den Quartz für die Filmmusik und Marie-Eve Hildbrand den Spezialpreis der Akademie für Casting und Schauspielführung.
«Die Göttliche Ordnung» war in fünf Kategorien (dreimal in der Kategorie Beste Darstellung in einer Nebenrolle) nominiert. Ebenso «Aloys», das Erstlingswerk des Zürcher Regisseurs Tobias Nölle. Während Nölles Streifen um einen verschrobenen Grossstädter, der von einer Unbekannten erpresst wird, lediglich in der Kategorie Beste Kamera (Simon Guy Fässler) gewann, heimste die politische Komödie über die Einführung des Frauenstimmrechts in den Kategorien Bestes Drehbuch, Beste Darstellerin und Beste Darstellung in einer Nebenrolle Trophäen ein.
Der Quartz für ihre Leistung als Beste Darstellerin ging an Marie Leuenberger. Nominiert waren auch Esmée Liliane Amuat («Skizzen von Lou») und Tilde von Overbeck («Aloys»). Als bester Schauspieler wurde Bruno Ganz für seine Rolle in «Un Juif pour l'exemple», einem Film, der ihm nach eigenen Angaben sehr am Herzen liegt, ausgezeichnet. Er setzte sich gegen Urs Jucker («Der Frosch») und Max Simonischek («Die Göttliche Ordnung») durch.
Es war Ganz' Überraschungstrophäe, während ihm bereits im Vorfeld bekannt war, dass er am Ende der Veranstaltung von Bundesrat Alain Berset den Ehrenpreis für sein filmisches Gesamtwerk überreicht bekommen würde. In seiner Laudatio strich Berset die ungeheure Vielfalt der Rollen heraus, die Bruno Ganz gespielt hat: «Als Wanderer durch die Welten dieser Welt hat er ein grosses Werk geschaffen. Dafür ehren wir Bruno Ganz heute.»
Zu einer aussergewöhnlichen Begebenheit kam es bei der Verleihung des Kurzfilmpreises. Mit «Bon Voyage» von Marc Raymond Wilkins und «La femme et le TGV» von Timo von Gunten gingen gleich zwei Filme als Gewinner hervor. Der Grund: Sie hatten von der Schweizer Filmakademie gleich viele Stimmen erhalten, worauf das BAK entschied, beide zu ehren.
Das ist keine Premiere: 1998, bei der ersten Filmpreis-Ausgabe überhaupt, kam es schon einmal zu einer Doppelehrung. Damals wurden in der Kategorie Bester Spielfilm gleichzeitig Mohammed Soudani für «Waalo Fendo - Là où la terre gèle» und Clemens Klopfenstein für «Das Schweigen der Männer» geehrt.
Die Schweizer Filmpreise wurden zum 20. Mal vergeben. Über die Nominierten und die Gewinner bestimmt die Schweizer Filmakademie, ausgerichtet und finanziert wird die Veranstaltung vom Bundesamt für Kultur. Seit 2013 findet die Gala im Turnus in Genf und in Zürich statt. Die Gewinnerfilme beziehen sich jeweils auf das vergangene Kinojahr.
Der nächste Ausgabe des Schweizer Filmpreises findet am 23. März 2018 in Zürich statt.