Ein Tag in Istanbul, drei Menschen, die sich aufgrund ihres Geschlechts, ihres gesellschaftlichen Status' oder ihrer sexuellen Gesinnung Gewalt ausgesetzt sehen: «Köpek» ist ein feinfühliger und dennoch schnörkelloser Episodenfilm.
Regisseurin Esen Isik stand bereits in früheren Jahren auf der Bühne der Filmpreis-Verleihung. Zweimal gewann sie eine Trophäe für ihre Kurzfilme, «Köpek» ist nun das Langfilmdebüt der schweizerisch-türkischen Filmemacherin. Das Werk war insgesamt in fünf Kategorien für einen Quartz nominiert, einheimsen konnte er schliesslich drei Preise.
Der Film, der als einziger der Spielfilm-Kandidaten nicht in der Schweiz spielt, setzte sich unter anderen gegen das Gemeinschaftswerk «Heimatland» durch, das schon am Festival del film Locarno leer ausging.
Mit vier Nominationen war die Sterbehilfe-Komödie «La vanité» von Lionel Baier die stärkste Konkurrentin von «Köpek». Allerdings konnte der Westschweizer Film lediglich mit seinen Darstellern auftrumpfen: Patrick Lapp als Sterbewilliger David ist der «Beste Darsteller», Ivan Georgiev in seiner Rolle als russischer Prostituierter ist der «Beste Darsteller in einer Nebenrolle».
Es scheint das Jahr der Debütfilme zu sein: Auch in der Dokfilm-Kategorie gewinnt mit «Above and Below» ein Erstling. Wirklich eine Überraschung ist das allerdings nicht, denn Nicolas Steiners bildstarkes Werk rund um fünf Aussteiger der US-amerikanischen Gesellschaft war bereits an zahllosen Festivals auf der ganzen Welt zu Gast. «Above and Below» erhielt zudem eine Trophäe in der Kategorie «Beste Montage».
Die Ehre, den letzten Preis des Abends zu übergeben, wurde Bundesrat Alain Berset zuteil. Der Kulturminister überreichte dem Tessiner Kameramann Renato Berta den Ehren-Quartz für sein Lebenswerk. Berta, der mit Jean-Luc Godard oder Alain Tanner gedreht hatte, sei «ein Virtuose der visuellen Verknappung», sagte Berset in seiner Laudatio auf den 71-Jährigen.
Die Filmpreis wurden zum 19. Mal vergeben. Seit 2014 findet die Verleihung im Turnus in Zürich und Genf statt. Die Trophäen beziehen sich auf das vergangene Kinojahr. Der Schweizer Filmpreis sei zu spät angelegt, monierte die «NZZ am Sonntag», denn im März wolle man nach vorne schauen und nicht zurück.