Am kommenden Mittwoch findet im Zürcher Kino Corso die Weltpremiere des Historiendramas «Zwingli» von Stefan Haupt (58) statt – ab dem 17. Januar läuft die knapp sechs Millionen Franken teure und anspruchsvolle Grossproduktion dann in allen Deutschschweizer Kinos. Den Reformator Huldrych Zwingli (1484–1531) verkörpert Max Simonischek (36), Sarah Sophia Meyer (34) spielt die weibliche Hauptfigur Anna Reinhart (1484–1538).
Die gebürtige St. Gallerin Meyer gehört zurzeit zum Ensemble des Schauspielhauses Graz in Österreich. Einen ersten kräftigen Talentbeweis lieferte sie 2012 im fesselnden «Tatort – Hanglage mit Aussicht» von Sabine Boss (53). 2015 glänzte sie in «Schellen-Ursli» von Oscarpreisträger Xavier Koller (74). Und einen Tag vor dem «Zwingli»-Spektakel, diesen Dienstag, ist sie in der ersten Folge der finalen «Bestatter»-Staffel auf SRF 1 als geheimnisvolle Pferdenärrin zu sehen.
«Anna Reinhart war eine emanzipierte Frau»
Die Rolle der Witwe Reinhart, die Zwingli entgegen aller Widerstände heiratet und mit der er vier Kinder zeugt, ist Meyers bisher ambitionierteste und schwierigste Aufgabe. Sie selber sagt gegenüber SonntagsBlick: «Am Anfang ist Anna eine vollkommen verunsicherte Frau. Und zwar durch das System, das ihr die Kirche und die Familie vorgeben, und das sie nicht durchbrechen kann. Dank der Begegnung mit Zwingli und seiner Auslegung der Bibel richtet sie sich schliesslich auf und getraut sich, eigene Gedanken zu entwickeln. Am Ende bleibt sie als starke und – heute würde man sagen – emanzipierte Frau zurück.»
Dabei sei Reinhart schon zuvor aussergewöhnlich selbstbestimmt gewesen für jene Zeit. «Vor allem, wenn man bedenkt, dass sie damals als alleinstehende Mutter lebte. Sie hätte ja schon vor Zwingli Chancen gehabt, sich wieder zu vermählen, entschied sich jedoch für ihre drei Kinder aus erster Ehe.» Auch im Hinblick darauf, dass ihr diese sonst wohl – wie damals üblich – weggenommen worden wären.
Die Ehen der Anna Reinhart waren höchst bemerkenswert
Ebenfalls als höchst bemerkenswert für jene Epoche schätzt Meyer die Art von Reinharts Eheschliessungen ein: «Das Zusammenkommen mit Zwingli war wohl eine Liebesbeziehung, was revolutionär war für die damalige Zeit. Es handelte sich nicht um eine Zweckbeziehung, die beiden fanden sich auf inhaltlicher Ebene. In einer Sequenz, in dem es um die Pestkranken geht, sieht man das besonders gut. Er kümmert sich um die armen Kranken und sie sich um ihn, sie verfügen also über eine gemeinsame Ideologie.»
Bereits ihre erste Hochzeit mit dem Junker Hans Meyer von Knonau soll emotional motiviert gewesen sein und geschah gegen den Willen der Familie des Bräutigams. Dieser wurde daraufhin mittellos verstossen und musste seine Familie in den italienischen Kriegen als Söldner ernähren, was seine Gesundheit ruinierte. Er starb 1517, was Reinhart schlussendlich für Zwingli frei machte.