Wenn er die Wäsche macht und noch einen Kuchen für die Kinder backt, erntet Sandro Bucher (36) viel Lob von Müttern aus seinem Umfeld: «Als Hausmann habe ich einen Vorteil. Ich tue, was jede Mutter daheim ganz selbstverständlich tut, aber ich bekomme dafür mehr Anerkennung als jede Hausfrau.» Der Logistiker aus Emmenbrücke LU ist seit neun Jahren Vollzeitvater von drei Buben, seine Frau Olivia arbeitet 90 Prozent als Leiterin-Controllerin und ist als Lokalpolitikerin bei der FDP aktiv.
Eine Rollenverteilung, für die sich das Paar bereits entschieden hatte, bevor das erste Kind zur Welt kam. «Für uns beide war klar, dass wir keine Fremdbetreuung wollen», so Sandro Bucher. Weil Olivia besser verdient, war schnell klar, dass sie fürs Familieneinkommen sorgt. «Das macht mich stolz und motiviert mich», sagt sie. Das Schönste an der unkonventionellen Rollenverteilung sei die 14-wöchige Babypause, die sie zusammen verbringen konnten. Leicht sei die Trennung von ihren Söhnen danach nicht gewesen. «Meine Hormone haben reagiert, und es wurde bei jeder Geburt schwieriger.»
Väter machen mehr Überstunden
Aber sie arbeite auch gerne: «Ich kann nun mal besser mit Zahlen umgehen als mit Wäsche.» Trotz der Unterstützung daheim musste sie sich im Beruf als dreifache Mutter oft rechtfertigen. Seit sie Kinder hat, steht die Karriere nicht mehr an erster Stelle: «Väter machen mehr Überstunden, mir ist es aber wichtig, dass ich abends rechtzeitig zu meinen Kindern komme.»
Dort wartet ein warmes Essen auf sie. «Mir ist wichtig, dass meine Frau Zeit für die Buben, aber auch für sich hat, wenn sie heimkommt. Putzen und kochen, das ist mein Job», so Sandro Bucher. Die Fünfeinhalb-Zimmer-Wohnung ist aufgeräumt, aber er sei kein Perfektionist. Der Hausmann lässt sich nicht unter Druck setzen, vielleicht weil er nur von weiblicher «Konkurrenz» umgeben ist. Auf das Wetteifern um die beste Geburtstagsparty oder den aufwendigsten Kuchen lässt er sich gar nicht erst ein. «Ich kann backen, aber es müssen keine Feuerwehrautos auf die Torte.» Andere Hausmänner gibt es in seinem alltäglichen Umfeld nicht, auf dem Spielplatz trifft er vereinzelt auf Männer, die Papi-Tag haben.
Anerkennung statt blöde Sprüche
Seinen Freundeskreis hat er bei der freiwilligen Feuerwehr, wo er schon lange aktiv ist. Einen blöden Spruch hat er noch nie gehört, er wird eher beneidet. «Bis ich genauer erzähle, was ich alles erledige.» Das Schönste ist für ihn, dass er sich die Arbeit selber einteilen kann. «Nachmittags habe ich Zeit für einen Kaffee, während die Kinder spielen. Dafür bügle ich die Wäsche abends spät, wenn sie im Bett sind.»
Seiner Männlichkeit schadet der Rollentausch keineswegs: «Wir teilen die Familienarbeit nach unserem Können auf, die Möbel baue ich zusammen.» Er und seine Frau haben sich schon als 18-Jährige in einer Guggemusig verliebt. «Daheim in den Armen meines Mannes kann ich ganz Frau sein», sagt Olivia Bucher. «Bei ihm fühle ich mich beschützt und geborgen.»
Die Buchers sind im neuen Schweizer Film «Von der Rolle» in den Deutschschweizer Kinos zu sehen. Regisseurin Verena Endtner porträtiert drei Paare, bei denen die Väter gleich viel oder mehr Familienarbeit leisten als die Mütter, und hinterfragt althergebrachte Rollenbilder.