Ungewohnt ernste Gesichter auf dem roten Teppich bei den Filmfestspielen in Cannes (F). Supermodel Alessandra Ambrosio (38) inszeniert einen dramatischen Auftritt ganz in Rot, und auch Oscar-Preisträgerin Julianne Moore (58) wirkt im schwarzen Leder eher düster. Gut möglich, dass die Stimmung mit dem Wettbewerbsfilm zu tun hat: Am Mittwoch feierte das Sozial-Drama «Les Misérables» Premiere – eine Hommage an «Die Elenden», den berühmten Roman von Victor Hugo (1802–1885).
Sozialdrama an der Croisette
Regisseur Ladj Ly (39) hat die Handlung in die heutige Zeit verlegt, in den Pariser Vorort Montfermeil. Dort spielt nicht nur der Hugo-Roman – im selben Quartier starben 2005 zwei Jungen auf der Flucht vor der Polizei. Ihr Tod löste die schlimmsten Vorstadtunruhen aus, die man in Frankreich je gesehen hat, 8000 Autos gingen in Flammen auf, und es kam zu 3000 Festnahmen. Filmemacher Ly, der aus Mali stammt, ist in Montfermeil aufgewachsen. Eher zufällig filmte er einen brutalen Polizeiübergriff, dank seiner Bilder wurden die Beamten später verurteilt. Inzwischen ist aus dem Zeitdokument dieser Film entstanden.
Versteinerte Mimik mit Glamour
Zur Premiere erschien auch die ehemalige «Première Dame» Frankreichs, Carla Bruni (51). Ihre versteinerte Mimik hatte aber wohl weniger mit dem sozialen Elend im Film zu tun, sondern mit dem Privileg der ewigen plastischen Jugend. Aber selbstverständlich darf der Glamour an der Croisette an keinem Abend fehlen. Für den sorgte allen voran Amber Heard (33), sie strahlte auch mit ernster Miene, danke Pailletten und Diamanten.
Das Starlaufen am berühmten Festival in Südfrankreich geht noch für über eine Woche weiter, sehnsüchtig erwartet wird die Premiere des Films von Kult-Regisseur Quentin Tarantino (56) kommenden Dienstag. Bei seinem tiefschwarzen Humor sind Lacher garantiert.