Sam Smith ist für den Oscar nominiert
«Ich bekomme sehr viel homophobe Hass-Post»

Sam Smith gehört zu den grössten Pop-Sensationen der letzten Jahre. Sein Song «Writing's on the Wall» für den Bond-Film «Spectre» ist für einen Oscar nominiert. BLICK hat ihn im Vorfeld der Academy Awards zum Interview getroffen.
Publiziert: 27.02.2016 um 20:25 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 17:35 Uhr
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Wird Sam Smith in der Nacht auf den Montag mit einem Oscar ausgezeichnet?
Foto: Getty Images
Dierk Sindermann

Wie schaffen Sie es, so hoch zu singen?
Die letzten drei Jahre waren ein hartes Stück Arbeit. Meine Lieder sind tatsächlich nicht leicht zu singen. Besonders der Bond-Song. Er klingt auf CD gut, aber live ist er eine echte Herausforderung. Ich hatte eine Operation, weil meine Stimmbänder geblutet haben. Das kam allein von der Belastung.

Schonen Sie sich jetzt?
Ich darf nicht zu viel schreien und ich trinke nicht mehr... dauernd (lacht).

Wie gross war der Druck, den Titelsong für «Spectre» zu schreiben?
Ich spürte keinerlei Druck, nur Begeisterung und Euphorie für diese einmalige Chance. Davon hatte ich schon als Bub geträumt. Ich liebte Shirley Basseys «Diamonds Are Forever». Bond ist mein Glück!

Inzwischen sind Sie ganz oben. Wie fühlt sich das an?
Ziemlich unwirklich. In Gedanken habe ich mich noch immer nicht durchgesetzt im Musikgeschäft. Ehrlich, Ich fühle mich oft unsicher. Nur, wenn ich zu Hause in London bin, kann ich mich selbst sein.

Was machen Sie, damit Sie nicht abheben?
Ich habe einen riesigen Erfolgshunger. Ich übe meinen Beruf mit voller Leidenschaft aus und will nicht wieder dorthin zurück, wo ich mal war. Ich habe mir den Arsch aufgerissen. Ich hatte mit 15 Jahren die grössten Scheissjobs gemacht, nur damit ich nebenbei Songs schreiben konnte.

Was ist die grösste Herausforderung, wenn man einen Bond-Song schreibt?
Dass sich kaum ein Wort auf «Spectre» reimt. Deshalb habe ich mich schliesslich für einen klassischen Love-Song entschieden, der vom Sound her sofort als James-Bond-Titelmelodie erkennbar war. Dazu musste der Text inhaltlich natürlich zum Film passen.

Apropos Text. Wie viel eigene Gefühle haben Sie da reingesteckt?
Ich lasse in allen Songs meine melancholische Seite widerspiegeln. Natürlich konnte ich das nicht genauso machen, wie bei meinen normalen Liedern. Zum Beispiel musste ich die Original-Textstelle «I Always Shoot To Miss» («Ich schiesse immer mit Absicht daneben») ändern. Der Regisseur meinte, dass Bond so etwas nie tun würde. Dennoch glaube ich, dass ich Bond durch meinen Song etwas verletzlicher gemacht habe.

Was sind Ihre Ziele?
Ich will glücklich sein, weiterhin ein gutes Verhältnis mit meiner Familie haben und einen tollen Freund finden. Aber grundsätzlich fühle ich mich schon so, als hätte ich bereits jetzt den Jackpot gewonnen.

Warum sind Sie immer noch Single?
Ich habe keinen Boyfriend, ich weiss auch nicht warum. Ich möchte unbedingt einen. Liebe bedeutet mir alles. Ich male mir aus, wie man Weihnachten so schön gemütlich zusammensitzt. Ich bin sehr romantisch.

Sie hatten keine Probleme damit, sich vor der Welt als schwul zu outen.
Warum auch? Ich habe mich bereits im Alter von zehn Jahren vor meiner Mutter geoutet. Ihre Reaktion war sehr enttäuschend. Sie meinte nur: «Das haben wir doch schon lange gewusst» (lacht).

Als junger Künstler offen schwul zu sein ist aber immer noch eine andere Kategorie.
Oh ja. Ich bekomme sehr viel homophobe Hass-Post. Sie müssten mal lesen, wie ich auf Instagram beleidigt werde. Aber ich fühle mich nicht allein. Frauen oder auch schwarze Künstler in der Branche müssen ähnlichen Hass ertragen. Ich mache Musik für alle Menschen. Liebe kennt keine Grenzen.

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