Netflix-Komödie «Lionheart» aus Nigeria wird disqualifiziert – der Grund sorgt für Wirbel
Shitstorm für die Oscar-Organisatoren

Die Academy hat die Netflix-Komödie «Lionheart» aus Nigeria disqualifiziert. Der Grund? Im Film werde zu viel Englisch gesprochen. Das kommt im Land, das von den Briten kolonialisiert wurde, überhaupt nicht gut an.
Publiziert: 07.11.2019 um 08:04 Uhr
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Aktualisiert: 07.11.2019 um 08:07 Uhr
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Die Academy hat Anfang Woche beschlossen, die Netflix-Komödie «Lionheart» von der renommiertesten Verleihung im Film-Business auszuschliessen.

Es gibt zwei Arten von Gründen: einleuchtende und unlogische. Letzteres trifft auf eine Entscheidung der Veranstalter der Oscar-Verleihung zu. Die Academy hat Anfang Woche beschlossen, die Netflix-Komödie «Lionheart» von der renommiertesten Preisverleihung im Film-Business auszuschliessen.

Der Grund: Der in Nigeria gedrehte Film enthalte zu viel Englisch. Nur gerade zwölf Minuten werde in der Komödie in der im Südosten Nigerias verbreiteten Sprache Igbo gesprochen. Weil «Lionheart» sich für den Oscar in der Kategorie «Bester internationaler Film» beworben hatte, ist die Sprache laut den Veranstaltern entscheidend. Das sorgt nun für gehörigen Wirbel.

Pikant ist einerseits der Fakt, dass die Academy ihre Kategorie kürzlich von «Bester fremdsprachiger Film» auf «Bester internationaler Film» umbenannt hat. Angeblich deshalb, um das Dogma der zwingenden Fremdsprache etwas zu lockern.

Englisch ist eine Amtssprache in Nigeria

Doch dass ist nur der einer von zwei Gründen, weshalb die Disqualifikation von «Lionheart» bei Journalisten und der Internetgemeinde überhaupt nicht gut ankommt. Der andere: Englisch ist in Nigeria eine der offiziellen Landessprache. Wegen der Kolonalisierung von Nigeria durch die Briten im 19. Jahrhundert war Englisch lange die einzige offizielle Amtssprache – bis 2010 existierte die Verfassung des Landes nur in dieser Sprache. Erst als Nigeria 1960 unabhängig wurde, wurden weitere offizielle Amtssprachen eingeführt.

Dass der Film nun wegen zu viel Englisch abgelehnt wurde, können viele nicht verstehen. Die nigerianische Journalistin Ivie Ani kommentierte den Entscheid der Oscar-Veranstalter zynisch: «Kolonisatoren lieben es, die Kolonisierten dafür zu bestrafen, dass sie kolonisiert wurden.»

«Lionheart»-Regisseurin enttäuscht

Und Genevieve Nnaji, die Regisseurin von «Lionheart», liess ihrer Enttäuschung auf Twitter freien Lauf. «Dieser Film repräsentiert die Art und Weise, wie wir als Nigerianer sprechen. Dies beinhaltet auch Englisch, welches als Brücke zwischen den über 500 Sprachen dient, die in unserem Land gesprochen werden. Dies macht uns zu einem Nigeria.»

Die 92. Verleihung der Oscars findet am 9. Februar in Los Angeles statt.

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