Diese Frau macht Schweizer Filmstars. Sie bestimmt aber auch mit, wer heute Abend in Los Angeles (USA) einen Oscar gewinnt: Corinna Glaus (62). Die Zürcherin ist die grösste Casterin des Landes («Die göttliche Ordnung», «Platzspitzbaby») und seit drei Jahren Academy-Mitglied. Damit gehört Glaus zu den wenigen Schweizer Filmschaffenden, die mitentscheiden, wer die begehrte Trophäe nach Hause nehmen darf. «Dieses Jahr fiel es mir wirklich schwer», so Glaus. «Es sind viele tolle Filme mit hohen künstlerischen Leistungen, aber schwer vergleichbar. Ich habe sehr subjektiv nach Geschmack und Gefühl entschieden, so die Filmexpertin.
Beste Hauptdarstellerin
In dieser Kategorie hatte ich besonders Mühe, mich zu entscheiden: Scarlett Johansson gefiel mir in «Marriage Story» sehr gut mit ihrer Natürlichkeit und Verletzlichkeit, doch Renée Zellweger hat mich in «Judy» schauspielerisch sehr beeindruck: Ich bin kein Fan von Biografie-Filmen, doch Zellweger hat es geschafft, dass ich die echte Judy Garland vergessen habe. Sie hat eine eigenständige Persönlichkeit geschaffen.
Bester Hauptdarsteller
Ich fand Leonardo DiCaprio im Tarantino-Kracher «Once Upon a Time in Hollywood» klasse, auch Joaquin Phoenix ist in «Joker» grandios. Dennoch habe ich mich für Antonio Banderas entschieden, für seine Rolle in «Leid und Herrlichkeit». Banderas hat mich beeindruckt. Er ist für einmal nicht mehr der coole Held und Latin Lover, sondern zeigt sich verletzlich und einsam. So hat man ihn noch nie gesehen. Ein Beispiel der perfekten Zusammenarbeit von Regisseur und Schauspieler.
Nebenrolle Frauen
Margot Robbie ist in «Bombshell», dem Film um Chauvinismus und sexuelle Belästigung beim US-Sender Fox News herausragend. Sie muss nicht Heldinnen spielen, sondern geht in ihrer Rolle gnadenlos auf ihre Figur los und holt dabei das Publikum nicht über ihre Schönheit oder Nettigkeit ab, sondern mit ihrer starken Präsenz als Schauspielerin.
Nebenrolle Männer
Joe Pesci in «The Irishman» ist mein Favorit. Mit welcher Energie er diese Rolle des Giftzwergs spielt und damit den ganzen Film trägt, ist eine schauspielerische Glanzleistung, ein Genuss. Nach über 40 Jahren im Filmbusiness zeigt Filmurgestein Pesci mit dieser Performance noch einmal seine Stärken und Fähigkeiten als Charakterdarsteller.
Bester Film
Meine Stimme ging an «Parasit», die gesellschaftskritische Tragikomödie des südkoreanischen Regisseurs Bong Joon Ho. Die Geschichte um eine arbeitslose Familie, der es gelingt, sich Jobs zu erschleichen, ist wunderbar umgesetzt. Der Film zeichnet ein sozialkritisches Gesellschaftsbild mit viel Humor und Charme. Auch die Schauspieler sind super. Das sind Filme und Rollen, die ich gerne besetzen würde.
Beste Regie
Mein Favorit ist Sam Mendes, der für sein Kriegsdrama «1917» nominiert ist. Durch
sein Konzept, den ganzen Film in einer Einstellung zu drehen, gibt er den Schauspielern unendlich viel Raum. Dies schafft eine grosse Intensität und Nähe zu den beiden Hauptfiguren. Ein seltenes und herausragendes Filmerlebnis.
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