Er erinnert sich gut an den weissen «Lakei Penan»: Nick Kelesau (56). Vor über 20 Jahren besuchte Bruno Manser sein Dorf, heute spielt er im Film «Bruno Manser – Die Stimme des Regenwaldes» den Häuptling Along Sega. «Mein Vater war Headman im Dorf Long Kerong. Bruno Manser besuchte uns, weil er gehört hatte, dass wir uns für den Schutz des Waldes einsetzen.» Beeindruckt hätten vor allem die vielen Zeichnungen von Manser, die er über das Leben im Dschungel mit den Nomaden gemacht hatte. «Die Bilder waren eine Botschaft für uns, sie schafften Nähe und Vertrauen.»
Vom Aussteiger zum Aktivisten
Der Film begibt sich auf die Spuren des Basler Umweltaktivisten, der Mitte der 80er-Jahre in den malaysischen Bundesstaat Sarawak reiste. Dort freundete er sich mit dem indigenen Nomadenvolk der Penan an und wurde Teil der Gemeinschaft. Als er die Rodung des Urwalds miterlebte, wandelte er sich vom Aussteiger zum Aktivisten.
Als missionarisch habe er Manser nie empfunden, sagt Kelesau: «Sein Eindringen war eine Bereicherung, nie eine Bevormundung. Er hat niemandem etwas vorgeschrieben, sondern vorgemacht, wie man sich mit friedlichem Widerstand wehren kann.» Manser organisierte Blockaden und verschaffte den Indigenen weltweit Gehör. «Er ist bis heute einer von uns. Ohne ihn hätten wir uns und den Wald nicht schützen können», so Kelesau. «Wir wussten nicht, wie man nach aussen kommuniziert und wie wir unsere Rechte einfordern können.»
Vom Guide zum Schauspieler
Der Penan war ursprünglich Guide für die Schweizer Film-Crew um Regisseur Niklaus Hilber (49), die vier Monate im indonesischen Teil von Borneo drehte. Seine Motivation: «So kann ich auf die Zerstörung des Regenwaldes aufmerksam machen und die Kultur unseres Volkes von damals und heute zeigen.» Der Film zeigt eine Welt der Penan, wie es sie heute nicht mehr gibt. Nach wie vor sind die Indigenen ein bedrängtes Volk. Nur noch zehn Prozent des ursprünglichen Urwalds auf Sarawak sind erhalten.
Die atemberaubenden Bilder des Dschungels sind eine Illusion, ein Paradies existiert längst nicht mehr. Stundenlang sei man über Palmölplantagen geflogen, um ein Stück intakte Natur für den Dreh zu finden. Dennoch war Manser-Darsteller Sven Schelker vom Erlebnis überwältigt. «Gegenüber dieser Urgewalt fühlt man sich klein und unwichtig. Wenn man zugleich die Zerstörung dieser Welt sieht, kann man einfach nicht mehr ignorieren, wie tragisch das ist und wohin unsere Konsumgesellschaft führt.»
Kann sich der Schauspieler vorstellen, wie einst Bruno Manser mit Nomaden im Dschungel zu leben? «Gemeinsam mit Nick hätte ich eine Chance. Allein würde ich wohl keine paar Stunden überleben», so Schelker lachend. «Ich wäre viel zu tapsig und laut, um ein Wildschwein zu erlegen.»
Penan wollen Bildung und Tradition
Allerdings lebte bereits der Vater von Kelesau nicht mehr als Nomade, sondern in einem Dorf. «Wir wollen nicht zurück in die Vergangenheit», sagt Kelesau. «Uns ist wichtig, dass unsere Kinder zur Schule gehen können, aber auch unsere Traditionen kennen, dazu brauchen wir den Wald. Wir Penan passen uns den Lebensumständen an, das war schon immer so. Das Wichtigste ist für uns, dass unsere Rechte anerkannt werden.»
Dazu hat Manser bis heute Wichtiges beigetragen: Kurz bevor er 2000 im Dschungel verschollen ist, begann er, mit den Penan Landkarten ihres Gebietes zu erstellen. Ein Projekt, das von der Bruno-Manser-Stiftung weitergeführt wird. Denn nur so können sich die Penan das Recht auf ihr Land und den Regenwald sichern; heute gehen sie gerichtlich gegen die Abholzung vor und erreichen erste Erfolge. Kelesaus Vater ist übrigens genau wie Manser im Dschungel verschollen: «Seine Überreste konnten wir aber nach einem Monat finden.» Von Bruno Manser fehlt bis heute jede Spur. Ob er von illegalen Holzfällern getötet oder von einer Schlange gebissen wurde, das wird man wohl nie erfahren.
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