Neue Dokumente aufgetaucht
Warum die Stasi hinter James Bond her war

Während Roger Moore im damaligen West-Berlin für James-Bond-Szenen vor der Kamera den erfolgreichen 007-Agenten mimte, stand er selbst unter Beobachtung. Die Dreharbeiten wurden von der Stasi protokolliert.
Publiziert: 27.06.2021 um 19:15 Uhr
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1982 stand Roger Moore in West-Berlin für Dreharbeiten zum Bond-Film «Octopussy» vor der Kamera.
Foto: Keystone

James Bond ist der berühmteste Film-Agent der Welt und stand selbst im realen Leben unter Beobachtung. Nicht nur eine Million Menschen schauten sich die Berliner Szenen des Bond-Klassikers «Octopussy» (1983) an, sondern auch das Ministerium für Staatsicherheit (Stasi).

Wie Dokumente des deutschen Bundesarchivs, die der deutschen «Bild»-Zeitung vorliegen, zeigen, war die Stasi der DDR bei den Bond-Dreharbeiten in der deutschen Hauptstadt besonders aufmerksam. Im Film trifft sich James Bond (Roger Moore, 1927–2017) mit seinem Vorgesetzten, dem Geheimdienst-Chef M (Robert Brown, 1921–2003) in West-Berlin und bekommt dort neue Papiere. Ziel: Er soll mit einer anderen Identität in die DDR reisen. Gedreht wurde die Szene am 10. August 1982 beim Grenzübergang Checkpoint Charlie.

Acht Seiten mit acht Fotos

Was genau vor Ort passiert ist, wurde in einem achtseitigen Bericht mit dem Titel «Dreharbeiten zu einem James-Bond-Film im westlichen Vorfeld der Grenzübergangsstelle Friedrich-Zimmerstrasse» und acht Fotos festgehalten.«Von 09.34 Uhr bis 11.25 Uhr erfolgten von vier Standorten Filmaufnahmen», steht in den Unterlagen, die von Offizieren verfasst wurden.

«Von der U-Bahnstation Kochstrasses aus wurde der Pkw, Kennzeichen (…), Typ Mercedes, Farbe Schwarz, besetzt mit drei männlichen Personen, gefilmt, als das Fahrzeug von der Kochstrasse links kommend … fuhr. Dort verliess eine Person das Fahrzeug.» Es ist die legendäre Szene, in der M zu James Bond sagt: «Vergessen Sie nicht 007, Sie sind jetzt ganz auf sich gestellt.» Einige Darsteller seien auf den Stasi-Fotos deutlich zu erkennen.

Bond übertrat die Staatsgrenze um wenige Meter

Zudem wäre es fast zu einem Malheur mit den DDR-Behörden gekommen. «Beim Wenden verletzte das Fahrzeug viermal die Staatsgrenze um ca. 4 bis 5 Meter», vermerkte die Stasi. Im Film fährt Bond in die DDR, bei der Produktion wendete sein Wagen vorab.

Eine solche Beobachtung war zu DDR-Zeiten nicht unüblich, sagt Professorin Daniela Münkel, Leiterin Forschung im Stasi-Unterlagen-Archiv gegenüber der deutschen Zeitung. «Die Dokumentation der Dreharbeiten zum James-Bond-Film am Checkpoint Charlie entstand im Rahmen eines routinemässigen Auftrages, Dreharbeiten in Grenznähe zu beobachten und zu dokumentieren sowie eventuelle Vorfälle zu melden.»

Nächster Bond soll im Herbst anlaufen

Mit dem Mauerfall und der Auflösung der DDR im Jahr 1990 verschwand auch die Stasi. Sie hatte kurz vor dem Mauerfall im Jahr 1989 91'000 hauptamtliche und 180'000 inoffizielle Mitarbeiter. Ziel der Stasi war es, das Verhalten von Kritikern der Regierung der sozialistischen Einheitspartei zu beobachten.

Und während die Stasi der Geschichte angehört, ist James Bond noch heute in geheimer Mission unterwegs. Im Herbst soll der 25. Bond-Film «Keine Zeit zu sterben» in die Kinos kommen. (imh)

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