Sie war am Mittwoch der Hingucker auf dem roten Teppich am Filmfestival von Cannes: Die Tessinerin Aomi Muyock (27). Strahlend blaue Augen – und eine riesige Zahnlücke. Muyocks markantes Markenzeichen: Bereits als 15-jähriges Model widersetzte sich Aomi dem Druck ihrer Modelagentur «Elite», die Milchzähne ersetzen zu lassen. In «L’illustré» erklärte sie 2006: «Jeder hat einen Makel. Ich will bleiben, wie ich geboren wurde.»
Nun sind die Milchzähne offensichtlich weg – kein Problem für Aomi. Trotz zehn Jahren als Model auf dem Buckel widersetzt sie sich gängigen Schönheitsidealen: «Ich will nicht wie diese Hühner enden.» Der Modezirkus blieb ihr stets fremd: «Mode? Viel Geld, wenig Nutzen. Es ist traurig, für Magazine zu posieren und damit die Welt verändern zu wollen.» Es sei alleine das Reisen und das Geld, das sie schätze: An einem Tag so viel zu verdienen wie andere in drei Monaten.
Model wurde Aomi per Zufall: Als sie ihren Bruder an ein Casting nach Mailand begleitet, wird sie anstelle ihres Bruders von der Top-Model-Agentur «Elite» unter Vertrag genommen.
Zehn Jahre später ist sie dem Modezirkus entflohen, spielt im diesjährigen Skandal-Film von Cannes die Hauptrolle! Kein Problem für Aomi: «Die Nacktszenen waren nicht ungemütlich – sondern mehr die Handlungen. Besonders am ersten Tag.»
Und was sagen die Eltern dazu? Regisseur Gaspar Noé erklärte an der Pressekonferenz eilig: «Sie hatten keine Zeit zu kommen.» Sicher ist: Ihre Eltern, beides Künstler, gelten als scheu, und liessen sich aus dem Telefonbuch entfernen.
Auch Aomi ist bei aller Rebellion scheu und verrät ihren wahren Namen nicht: Muyock ist nur ihr zweiter Vorname und bedeutet Blume – eine Hommage an die chinesische Grossmutter. (any)