Er ist vielleicht der mit grösster Spannung erwartete Kinofilm des Jahres. Gestern feierte «Zwingli» in Zürich Premiere. In der Hauptrolle des grossen Reformators: Max Simonischek (36). «Die Rolle war meine bislang anspruchsvollste», sagt der 1,92 Meter grosse Zürcher, der bereits mit seinen Auftritten in «Der Verdingbub» (2011), «Alte Grüninger» (2014) und «Die Göttliche Ordnung» (2017) für Aufsehen sorgte.
Das Image des nicht gerade als sympathisch geltenden Huldrych Zwingli (1484–1531) zu revidieren, sei sein grosser Wunsch, ergänzt Simonischek. «Zwingli war gar nicht so arbeitsbeflissen und lustfeindlich, wie alle meinen.»
Die Rolle habe ihm sehr viel abverlangt. «Ich musste monatelang mit einer komischen Frisur und geschminktem Dreck im Gesicht und an den Händen herumlaufen. Das war bisweilen ziemlich lästig.»
Gegenüber BLICK erklärt der Zwingli-Hauptdarsteller, wie er privat tickt. Was er liebt. Und was er immer bei sich trägt.
St. Pauli Schnuller
«Ich bin im Mai zum ersten Mal Vater geworden. Als erstes kaufte ich meiner Tochter einen Nuggi mit dem Logo des Hamburger Fussball-Clubs St. Pauli, von dem ich grosser Fan bin. Ich habe einen Teil meiner Kindheit dort verbracht.»
Carhartt-Jacke
«Mein Stiefvater hat mir die Jacke zum 16. Geburtstag aus Amerika mitgebracht. Seither trage ich sie praktisch nonstop. Sie sieht schon ziemlich mitgenommen aus, aber der ideelle Wert ist mir wichtiger als der materielle.»
Omega-Uhr von 1936
«Bei einer gemeinsamen Moderation in Wien hat mir Nicole Kidman diese Uhr geschenkt. Sie wurde einst vom Bodenpersonal der Lufthansa getragen. Und ich habe sie noch immer ständig bei mir. Ich wehre mich dagegen, dass das Handy die Armbanduhr aussterben lässt.»
Lebensmotto
«Das habe ich noch nie versucht, deshalb bin ich mir sicher, dass ich es schaffe» von Pippi Langstrumpf. Pippi hat keine Angst, Fehler im Leben zu machen, darin ist sie mir ein Vorbild.»
Requisiten
«Ich klaue gerne Gegenstände von Filmsets und verarbeite sie dann zu kunstvollen Erinnerungsstücken. Beispielsweise die falschen Haare, die ich in ‹Zwingli› tragen musste – die Zwingli-Locke hängt jetzt in einem Bild bei mir daheim. Freunde sagen oft, dass es bei mir zu Hause wie in einem Museum aussieht.»
Kunst
«Ich liebe bildende Kunst und bin ein grosser Fan des Zürchers Pascal Möhlmann, der mich auch mal gemalt hat.»
Zahnseide
«Während der Dreharbeiten von ‹Zwingli› wurde ich monatelang dreckig geschminkt. Auch meine Zähne und Fingernägel sind dunkel gefärbt worden. Das war zum Teil ziemlich grusig. Seither bin ich geradezu besessen von Mundhygiene und süchtig nach Zahnseide.»
Osteuropäische Städte
«Ich reise gerne in osteuropäische Städte wie Cluj, Donezk, Tirana, Kiew oder Warna, denn ich bin fasziniert vom dortigen Zerfall. Ich fotografiere gerne ehemalige sozialistische Fabriken. Die gigantischen Dimensionen dieser gescheiterten Ideen beeindrucken mich immer wieder von neuem.»
Wilhelm Busch
«Den kleinen Gedichtband von Wilhelm Busch habe ich immer in meiner Manteltasche. Wann immer es mir langweilig ist, lese ich darin. Die Gedichte sind grandios, sie wirken wie Musik auf mich. Ich werde beim Lesen sofort aus meinem Alltag gerissen.»
Charlotte Schwab
«Meine Mutter ist ebenfalls Schauspielerin. In ‹Zwingli› machen wir erstmals gemeinsam im selben Film mit. Das war unromantischer, als man es sich vorstellt. Auf dem Set ist sie eine Kollegin wie alle anderen. Nur die Pausen konnte ich diesmal sinnvoll für Family Business nutzen.»