Marc Forster (48) zeigt keinerlei Starallüren: Herzlich begrüsst er den Besucher aus der Schweiz und serviert ein Glas Wasser: «Endlich kann ich hier in Deutschland ein Interview auf Schwiizertütsch geben», freut sich Forster, der zu den grossen Filmregisseuren der Gegenwart gehört. Er wagte sich an die Realverfilmung der Fortsetzung des Kinderbuch-Klassikers «Pu der Bär», die Geschichte um den knuddeligen Bären aus der Kindheit eines Jungen namens Christopher Robin. BLICK-Reporter Matthias Mast traf den Schweizer Regisseur nach der Medien-Vorführung im Soho-Hotel in Berlin.
BLICK: Weshalb wollten Sie einen Film über die Kinderbuch-Figuren drehen?
Marc Forster: Mit Christopher Robin habe ich mir einen Wunsch erfüllt, nach «Finding Neverland» endlich wieder einen Real-Fantasy-Film zu drehen. Doch alles begann eigentlich mit meiner Tochter, die mich vor drei Jahren fragte, ob ich nicht einmal einen Film für Kinder machen könnte. Einige Zeit danach wurde ich von den Disney-Produzenten angefragt, einen Film über Winnie Puuh zu drehen.
Nun ist Marc Forster also auch ein Kinderfilm-Regisseur?
Nicht nur! Christopher Robin ist eine klassische Disney-Produktion, es ist ein Film für die ganze Familie. Die Handlung dreht sich um den erwachsenen Christopher Robin, der seinen Weg in die Kindheit wieder finden muss und wie die Charaktere seiner Plüschtiere aus der Kindheit ihm dabei helfen.
Mit dem Film appellieren Sie an das Kind im erwachsenen Menschen?
Genau! Denn für Erwachsene ist es wichtig, das eigene Kind in sich nicht zu verlieren. Man muss das Spielerische beibehalten, das ist gerade beim Älterwerden sehr wichtig.
Wie schaffen Sie es, das eigene Kind im Manne zu erhalten?
Wenn ich mit meiner Tochter zusammen bin, erlebe ich meine eigene Kindheit. Doch in meinem Job ist es schon so, dass ich oft im Stress bin und in der Arbeit versinke. Dann bin ich jeweils froh, wenn mich mein persönlicher Puuh aus der Kindheit besucht und mich ermahnt: Verlier dich nicht in der Arbeit!
Wie erlebten Sie Ihre Kindheit in Davos?
Als Kind in Davos entdeckte ich die Schönheiten des Lebens. Ich hatte da auch meinen Hundert-Morgen-Wald, ähnlich wie bei der Geschichte um Winnie Puuh und Christopher Robin. Er heisst Mattenwald. Da erlebte ich meine Fantasiewelt.
Und Ihr Lieblings-Plüschtier war auch ein Bär?
Ich hatte einen Tiger. Doch unser Hund hat ihn eines Tages zerfetzt. Das war für mich ein traumatisches Erlebnis.
Sind Sie heute oft noch in Davos und im Mattenwald?
Davos ist und bleibt meine Heimat. Doch heute lebe ich meine Fantasiewelt beim Filmemachen aus.
Was ist an Ihnen eigentlich typisch schweizerisch?
Wenn es um Pünktlichkeit und Disziplin geht, bin ich ein typischer Schweizer. Zudem bin ich sehr kostenbewusst. Bei meinen Filmen überschreite ich nie das Budget – das ist doch auch eine typisch schweizerische Eigenart.