Darum gehts
- Dallas-Serie kehrt zurück: TLC zeigt Kultserie ab 22. April erneut
- J.R. Ewing und Familie faszinierten Millionen mit Intrigen und Dramen
- 50 Millionen US-Zuschauer verfolgten 1980 die Auflösung des J.R.-Attentats
Warum wohnen erwachsene Söhne mit unverschämt viel Geld noch zu Hause bei der Mama, obschon sie sich gegenseitig offenbar nur mit einem Drink in der Hand ertragen? Diese Frage blieb bei «Dallas» bis zum Schluss unbeantwortet. Doch gerade der familiäre Zunder hat uns in den 1980er-Jahren über 350 Folgen lang auf grandiose Art und Weise unterhalten.
Immer dienstags um 21.45 Uhr ertönte in der ARD die unvergleichliche Titelmusik. Dann ging es los! Mit welcher fiesen Masche versucht es J. R. diesmal gegen Cliff Barnes? Wann tauchen bei Bobby und Pam dunkle Wolken am Ehehimmel auf? Fällt Lucy mal wieder auf irgendeinen Playboy rein? Und lässt sich Sue Ellen endlich scheiden und den Alkohol bleiben?
Jede Folge endete mit einem Cliffhanger, der einen danach eine geschlagene Woche lang zappeln liess, bis es weiterging mit Intrigen, Lügen und wechselnden Bettgeschichten auf der Southfork Ranch. Ab 22. April wird der Dienstag erneut zum «Dallas»-Abend: Der Sender TLC holt die Kultserie aus dem Archiv und zeigt jeweils gleich drei Folgen am Stück.
Fanclub-Präsident schätzt ein
Doch was genau faszinierte eigentlich Millionen von Menschen an einem ebenso reichen wie skrupellosen Öl-Clan aus Texas? «Die Serie war schlicht und einfach gut gemacht und die Geschichte der Familie packend erzählt», sagt Daniel Schafzahl (58) gegenüber «Tele». Er ist Präsident der «Grazer Ewings», des einzigen noch existierenden «Dallas»-Fanclubs in Europa. «Nicht ohne Grund waren die Strassen damals leergefegt.»
Legendär ist etwa das Ende von Staffel 3 im März 1980, als man mit einem Attentat auf J. R. in die Sommerpause ging. Monatelang wurde in den USA diskutiert, wer auf ihn schoss, und ob er überlebt hat. Da J. R.-Darsteller Larry Hagman (1931–2012) sich zu jenem Zeitpunkt in Vertragsverhandlungen befand, war ein Ausstieg durchaus möglich. Als es am 21. November wieder losging, schalteten in den USA unfassbare 50 Millionen den Sender CBS ein. Kurze Zeit später startete die Serie im deutschsprachigen Raum und löste hier ebenso eine «Dallas»-Mania aus.
Schafzahl: «Man musste sie einfach gesehen haben! Im Büro, im Freundeskreis, überall wurde über die Ewings diskutiert.» Auch in seinem Umfeld. Er lacht: «Während die Frauen nur Augen für Bobby hatten, fand ich die Figur des J. R. bedeutend spannender.» Hagman kennenzulernen, war denn auch ein Highlight in seinem Leben.
«In meiner Jugend gehörte ‹Dallas› einfach dazu!» Dabei verzieh man den Machern einiges: «Ärgerlich war, wenn irgendwelche Schauspieler plötzlich ausgetauscht wurden. Wie etwa bei Miss Ellie.» Als Darstellerin Barbara Bel Geddes (1922–2005) an Krebs erkrankte, übernahm ihren Part zwischenzeitlich und ohne Erklärung Donna Reed (1921–1986), was zu Proteststürmen führte.
Bel Geddes kehrte später zurück. Unvergessen bleibt auch die an den Haaren herbeigezogene «Wiederauferstehung» von Bobby: Da Schauspieler Patrick Duffy (heute 76) die Serie verlassen wollte, liess man den Frauenschwarm sterben. Nur: Plötzlich stand Bobby wieder quietschfidel unter der Dusche. Sein Tod stellte sich – welch Überraschung – als böser Traum heraus.
Quoten gingen runter
Mit den Jahren liess das Interesse an der Serie nach, die Einschaltquoten sanken. 1991 fiel die letzte Klappe. Es folgten zwei Spielfilme, die jedoch vergleichsweise wenig Beachtung fanden. Daniel Schafzahls Begeisterung indes blieb – und so gründete er mit einigen Gleichgesinnten im Jahr 2000 die «Grazer Ewings».
Gross war auch bei ihm das Erstaunen, als gut zehn Jahre später eine Fortsetzung angekündigt wurde. «Ich war sehr skeptisch», gibt er zu. «Als aber bekannt wurde, dass einige der Ur-Darsteller dabei sein würden, fand ich die Idee, die Familiengeschichte weiterzuerzählen, durchaus reizvoll.» Tatsächlich zog zu Beginn vor allem das Wiedersehen mit Gesichtern wie Hagman und Duffy, aber auch Linda Grey (84; Sue Ellen) oder Ken Kercheval (1935–2019; Cliff Barnes) das Publikum erneut an.
Nach nur drei Staffeln war allerdings definitiv Schluss. Es fehlte wohl doch der Charme des Originals. Immerhin: Bei den «Grazer Ewings» sorgte die Fortsetzung für einen temporären Mitgliederanstieg. Inzwischen hat sich der Verein mehr zu einem «Freizeitclub mit Amerika-Bezug» entwickelt, wie Schafzahl es formuliert.
Einige der rund 60 Mitglieder hätten schon altershalber kaum mehr einen Bezug zur Serie. Laut Club-Präsident schauen sich die jungen Leute andere Sachen an, seien sich schnellere Schnitte, eine bessere Bildqualität und natürlich Top-Effekte gewohnt. «Die nehmen diesen besonderen Stil von damals nicht mehr so wahr wie wir.» Und doch schwingt der Geist der Ewings bis heute nicht nur im Namen, sondern auch bei den regelmässigen Treffen mit. Im Clubraum hängen diverse Bilder und Grusskarten von Darstellern wie Patrick Duffy oder auch Priscilla Presley (79; Jenna Wade).
Herzstück ist ein grosses Bild von Larry Hagman mit persönlicher Widmung. Schafzahl erzählt: «Als er 2008 nach München kam und dort seinen 80. Geburtstag feierte, hatte er unseren Fanclub als einzigen weltweit dazu eingeladen.» Die Mitglieder standen Spalier, als Hagman und seine Frau Maj mit einer Kutsche zum Oktoberfest fuhren. «Dort verbrachten wir lustige, unvergessene Stunden mit den beiden.»
Zwei Jahre später kam Hagman sogar zu Besuch bei den «Grazer Ewings» in der Steiermark. «Entgegen seiner Rolle als Bösewicht war er ein ganz feiner Mensch ohne jegliche Starallüren», erinnert sich Daniel Schafzahl. Wird er sich die Wiederholung bei TLC eigentlich anschauen? Oder hat er als Hardcore-Fan ohnehin die komplette DVD-Sammlung zu Hause? Er lacht. «Das ist tatsächlich so. Doch das eine oder andere Mal werde ich sicher reinzappen. Da schwingt halt auch immer a bisserl Nostalgie mit.»