Von «Gotteslästerung» und der «Schändung eines Denkmals» war in der britischen Presse die Rede, als Regisseur Pablo Larrain (45) die US-Schauspielerin Kristen Stewart (31) als Darstellerin von Lady Di (1961–1997) präsentierte. Auch weil Stewart in Europa nach wie vor hartnäckig das Stigma des früheren Teenie-Stars verfolgt. Die heftige Ablehnung ist jedoch heller Begeisterung gewichen: Kritiker und Vorpremieren-Zuschauer überschlagen sich mit Lobeshymnen, heute läuft «Spencer» auch in den Schweizer Kinos an.
Bereits der Titel, bezugnehmend auf ihren ledigen Namen, signalisiert: Hier geht jemand tiefer und blickt hinter die Kulissen. Tatsächlich ist der royale Glanz meilenweit entfernt in den drei Tagen um Weihnachten 1991 auf Schloss Sandringham, auf die der Film fokussiert. Damals entschliesst sich Diana, sich von Prinz Charles (73) zu trennen.
Leben im goldenen Käfig löst Widerstände aus
Das Leben im goldenen Käfig löst bei ihr seit längerem körperliche Widerstände aus, sie ist eine Prinzessin auf tausend Erbsen: Diana übergibt sich im Badezimmer, weint vor ihren Kindern, erleidet einen Nervenzusammenbruch und kommt schon bei der Anreise zu spät.
Pablo Larrain nimmt sich viele Freiheiten, um das Bild der tragischen Figur im falschen Leben möglichst krass zu zeichnen. Er konstruiert eine nächtliche Flucht auf das frühere elterliche Gut, schmückt Figuren wie den strengen Zeremonienmeister Major Gregory aus und erfindet Dialoge. «Du musst zwei Personen in einer sein: der richtige Mensch und jener, von dem die Leute Bilder machen», erklärt ihr Charles weise. Und einer Kammerdienerin befiehlt Diana einmal barsch, sie solle nun ihr Zimmer verlassen. «Denn ich möchte masturbieren.»
Der Film spaltet auch Meghan und Harry
Der Film zeigt nicht, wie es war, sondern wie es gewesen sein könnte. Um Vorwürfen bezüglich Realitätsverzerrung vorzubeugen, ist im Vorspann eine Fabel angekündigt, inspiriert durch eine «wahre Tragödie». Kristen Stewart gehört mit ihrer Performance Ende März zweifellos zu den Oscar-Favoritinnen. Prinz Harry (37) beschert der Film jedoch eher schlaflose Nächte. Er sei «entsetzt» über die Darstellung seiner Mutter, berichten US-Medien. Seine Frau Meghan (40) hingegen ist offenbar begeistert von Stewarts Leistung und will bei der Gala in Los Angeles unbedingt dabei sein. Auch mehr als 24 Jahre nach ihrem Tod wirft Diana lange Schatten.
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