BLICK: Sie haben Ihren neuen Film «Youth» im Bündnerland gedreht. Wie hat es Ihnen gefallen?
Harvey Keitel: Es war fantastisch. Flims ist traumhaft. Die Berge, die Ruhe ... Wir waren ausserhalb der Saison da. Das Hotel war komplett leer. Dennoch sind wir wunderbar verwöhnt worden. Davos war ebenfalls herrlich.
In «Youth» spielen Sie einen alten Regisseur, der auf eine Eingebung für sein letztes Meisterwerk hofft.
Es gibt diesen schönen Satz im Film: Je älter man wird, umso näher erscheint einem alles. Und das, was einem weit entfernt vorkommt, ist die Vergangenheit. Genau so ist das Leben.
Haben Sie Ihr Meisterwerk schon vollbracht?
Ich hoffe nicht. Sonst hätte ich mit der Arbeit längst aufhören können.
Hat das Alter einen Einfluss auf Ihre Arbeit als Schauspieler?
Ja. Das Alter ist eine Bereicherung. In mir entsteht noch immer viel Neues. Sei es ein Gedanke, den ich habe. Oder der nächste Atemzug. Ich lerne in jeder Sekunde dazu.
Sie zählen zu den grössten Charakterdarstellern unserer Zeit. Dennoch haben Sie nie einen Oscar gewonnen. Frustriert Sie das?
Im Leben geht es nicht um Auszeichnungen. Erfolg definiert sich für mich nicht über den Besitz eines Oscars. Erfolgreich ist man, wenn man Kontinuität hat, wenn man in einen Prozess involviert ist, in dem man etwas entdecken kann, das einen erfüllt.
Und was erfüllt Sie?
Wir haben alle denselben Start ins Leben. Und bewegen uns auch dem gleichen Ende zu. Entscheidend ist, wie wir die Zeit dazwischen verbringen, wie wir unsere Erfahrungen und Erlebnisse in etwas Wertvolles verwandeln. Für die einen ist diese wertvolle Sache ein Oscar, für andere ein schönes Haus, für mich ist es die Erweiterung meines Bewusstseins. Das treibt mich an, das finde ich aufregend.
Sie verkörperten einige der kaputtesten Figuren der Filmgeschichte. Auch zur Bereicherung Ihres Bewusstseins?Auf jeden Fall! Und ich bereue es kein bisschen, mich so sehr exponiert zu haben. Diese Rollen waren wie Träume. Ich sage meinem elfjährigen Sohn immer: Es gibt keine guten oder schlechten Träume, es gibt nur schwierige Träume. Und die sollten wir umso mehr annehmen, denn von ihnen lernen wir am meisten.
Was sagen Sie den Kindern sonst noch?
Dass sie mit einem offenen Herzen durchs Leben gehen und sich nicht dem organisierten Denken der Gesellschaft unterwerfen sollen. Obwohl dies einfacher wäre.
Was vermissen Sie von Ihrer Jugend?
Die alte Gang in Brooklyn, New York. Wir waren ein gemischter Haufen mit komischen Nachnamen, jüdisch, italienisch, osteuropäisch, weiss, schwarz. Es ist dieses wilde unschuldige Gefühl von damals, das Wissen, dass noch so viel vor dir liegt – das vermisse ich.
Später gingen Sie zur Marine.
Richtig. Dort lernte ich, durchhalten zu können. Das Leben bringt ja nicht nur Schönes mit sich. Leid zu ertragen, es aussitzen zu können, ohne aufzugeben, war die beste Lektion, die ich von den Marines mit auf den Weg bekommen habe.
Waren Ihre Eltern einverstanden, dass Sie danach Schauspieler wurden?
Nein. Sie wollten, dass ich einen sicheren Job anstrebe. Aber das war nicht mein Ding. Ich sehnte mich nach dem Sprung ins Ungewisse.
Was haben Sie in den 75 Jahren Ihres Lebens gelernt?
Gutmütig und nachgiebig zu sein, auch mit sich selbst. Irgendwann musste ich erfahren, dass die Aggressivität meiner jungen Jahre mich davon abhält, zu meinem wahren Inneren vordringen zu können. Also versuchte ich sie abzulegen. Was natürlich nicht immer gelingt.
Was hilft?
Yoga und Meditation. Wäre ich König der Welt, würde ich beides sofort in den Schulplan aufnehmen. Man wird ruhiger, nimmt sich und seine Umwelt bewusster und auch verständnisvoller wahr. Und das ist der einzige Pfad, der zum Frieden führt.
Haben Sie in Flims meditiert?
Oh ja. Und nicht zu knapp (lacht). Ausser dem Vogelgezwitscher und den Kuhglocken störte mich dort oben nichts dabei. Ein Grund mehr zurückzukehren.
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