Heidi und Alpöhi sind die Urschweizer Idylle: das Abenteuer des fröhlichen Waisenmädchens mit ihrem Grossvater und Geissenpeter auf der Alp. Jetzt gibts eine neue Verfilmung des Klassikers von Johanna Spyri (1827–1901), der Heidi radikal uminterpretiert. Die Waise wird zur Horror-Heidi – in einer «dystopischen Schweiz, die unter die faschistische Herrschaft eines bösen Käsetyrannen gefallen ist».
Mit diesen Worten preist der Streifen «Mad Heidi» sich gleich selbst als «Action-Adventure-Groteske» an, die mit dem Original nur noch die Namen der Hauptakteure gemeinsam hat. «Alpöhi tut sein Bestes, um Heidi zu beschützen, aber ihre Sehnsucht nach Freiheit bringt sie bald in Schwierigkeiten mit den Schergen des Diktators. Das unschuldige Mädchen verwandelt sich in eine schlagkräftige Kämpferin, die sich aufmacht, das Land von den wahnsinnigen Käsefaschisten zu befreien.»
Allererster «Swissploitation»-Film
Mehr als 500 Trash-Film-Fans aus 19 Ländern spendeten Geld, um den Schocker zu drehen. Die Kinderbuchfiguren werden damit zum «allerersten ‹Swissploitation›-Film», so die Macher hinter dem 2-Millionen-Franken-Crowdfunding-Projekt auf madheidi.com.
«Swissploitation»? Kult-Regisseur Quentin Tarantino (59) gilt als grosser Fan des «Exploitation»-Genres, das versucht, aktuelle Trends, Nischengenres oder bekannte Inhalte schräg zu verfilmen. «Exploitation»-Filme sind meist Billigproduktionen, die sich selber nicht zu ernst nehmen, mit viel Sex, Horror und Gewalt.
Irre Story
Von letzteren beiden Untugenden gibts in «Mad Heidi» reichlich. Nichts mit Alpenromanze und -idyll. «Ihr habt euch mit der falschen Heidi angelegt», warnt das Filmplakat. In der irren Story ermordet der faschistische Käse-Diktator Heidis geliebten Ziegenpeter. Wie eine faule Pflaume explodiert sein Kopf.
«Laktoseintolerante» werden gejagt, es wird mit heissem Schweizer Käse und Toblerone gefoltert. Dies, während sich die wütende Heidi auf blutigem Rachefeldzug durch die Berge mordet. Jung-Schauspielerin Alice Lucy (24) kämpft dabei mit Hellebarde und eigener Gang durch eine postapokalyptische Alpen-Schweiz.
Geissenpeter? Wird von einem Schwarzen gespielt. Regisseur ist der 37-jährige Basler Johannes Hartmann. Der Trailer des in Burgdorf BE gedrehten Films warnt gleich selber vor dem «cheesiest film ever». Wobei der «kitschigste Film», den es je gab, wohl besser mit dem «käsigsten Film aller Zeiten» übersetzt gehört. (kes)