Er steht meistens in der zweiten Reihe. In «The Sisters Brothers» katapultiert er sich jetzt nach vorne: Hollywood-Star John C. Reilly (53) liefert die Performance seines Lebens. Kein Wunder, hinter dem Film steckt seine Frau.
BLICK: War es schwierig, für die eigene Frau einen Film zu drehen?
John C. Reilly: Nein, vielmehr war es ein Liebesdienst. Wenigstens mussten wir uns nicht um die Gage streiten. Wir sind seit 26 Jahren zusammen, für Hollywood-Verhältnisse sind das tausend Jahre.
Was ist das Geheimnis Ihrer Ehe?
Geduld, Respekt und eine anhaltende gegenseitige Bewunderung. Klar, jetzt zusammenzuarbeiten, war auch eine Herausforderung für unsere Beziehung. Aber wir haben sie vorzüglich gemeistert. Darauf bin ich auch ein bisschen stolz.
«The Sisters Brothers» handelt von zwei Brüdern, brutalen Gangstern, die aber eigentlich ein gutes Herz haben.
Genau. Ich liebte das Buch vom ersten Moment an. Die beiden Typen sind noch sehr kindlich. Sie sind wie Kindersoldaten in Afrika. Sehr grob und gefühlskalt, zugleich sehr fragil.
Für ihren Auftraggeber sollen die beiden Brüder Charlie (gespielt von Joaquin Phoenix) und Eli (John C. Reilly) Sisters einen Goldsucher namens Hermann Kermit Warm töten. Dieser hat sich mit einer lukrativen chemischen Formel im Gepäck auf dem Weg nach Kalifornien gemacht, um Gold zu finden. Die Sisters Brothers sind ihm dicht auf den Fersen. Ein grandioser Western voller Brutalität, aber auch voller Zärtlichkeit.
Für ihren Auftraggeber sollen die beiden Brüder Charlie (gespielt von Joaquin Phoenix) und Eli (John C. Reilly) Sisters einen Goldsucher namens Hermann Kermit Warm töten. Dieser hat sich mit einer lukrativen chemischen Formel im Gepäck auf dem Weg nach Kalifornien gemacht, um Gold zu finden. Die Sisters Brothers sind ihm dicht auf den Fersen. Ein grandioser Western voller Brutalität, aber auch voller Zärtlichkeit.
Sie sind seit den 80er-Jahren im Geschäft. Erinnern Sie sich an Ihre Anfänge?
Klar. Ich wuchs in Chicago auf und wollte schon früh Schauspieler werden. Doch dieser Traum schien endlos weit weg zu sein. Ich kannte keinen Menschen in diesem Geschäft, war voller Panik, weil ich doch nirgends einen Job finden würde. Ein alter Schulkollege von mir landete dann plötzlich eine kleine Rolle in «Peggy Sue Got Married» von Francis Ford Coppola. Das war für mich wie eine Offenbarung. Man kann es also auch schaffen, wenn man aus einem unbedeutenden Vorort von Chicago kommt.
Hatten Sie nie einen Plan B?
Doch. Priester zu werden, hätte mir gefallen. Ist ja auch ein schön theatralischer Beruf.
Musik war Ihnen auch immer sehr wichtig.
Richtig. Zwischen den Dreharbeiten hat man oft viel Leerzeit. Also gründete ich eine Band. Musik zu machen, erfüllt mich ungemein. Das Leben eines Schauspielers kann sehr einsam sein. Man arbeitet intensiv mit anderen zusammen, aber immer nur für eine begrenzte Zeit. Dann zieht jeder wieder weiter. Ich liebe die langfristige Kameraderie, die ich in meiner Band erfahren darf.
Wie hat sich das Filmgeschäft verändert?
Die Konkurrenz ist riesig geworden. Es gibt so viele Superhelden-Filme da draussen, dazu kommen die ganzen Netflix-Produktionen, Youtube und so weiter. Als Konsument wird man geradezu zugeballert mit bewegten Bildern. Da ist es schwierig, einen Überblick zu behalten, geschweige denn, kleinere Filme wie den unseren zu entdecken.
Sie haben in über 60 Filmen mitgemacht. Frustriert, dass Sie nie einen Oscar gewonnen haben?
Überhaupt nicht. Das macht mich unberechenbar. Als ich das erste Mal für einen Oscar nominiert war, fühlte ich mich total unsicher. Ist das wirklich authentisch, so einen Preis zu gewinnen, fragte ich mich. Und war dann sogar erleichtert, dass ich ihn nicht gewonnen habe. Ein Oscar käme mir heute nicht mehr so surreal vor. Preise zu gewinnen, war aber einfach nie der Grund, weshalb ich Schauspieler wurde.
Was machen Sie als Nächstes?
Keine Ahnung. Ich nehme es aber ziemlich locker. Irgendein nächster Film kommt immer. Und wenn nicht, habe ich noch meine Frau. Die ist ganz schön umtriebig.