Der Clownprinz des Verbrechens ist zurück. Während Batman wohl erst 2021 wieder über die Leinwand gleitet, hat sein grösster Widersacher nun mit «Joker» einen eigenen Film bekommen. Dabei macht er eine weit bessere Figur als der dunkle Ritter bei seinen letzten paar Auftritten.
Die Handlung spielt natürlich in Batmans Heimatstadt Gotham City, allerdings Jahre bevor Bruce Wayne zum Superhelden wird. Die fiktive Comic-Stadt war schon immer ein Double für New York. Und die Stadt kennt man aus «Taxi Driver» oder «Asphalt-Cowboy» – dreckig, laut, gefährlich. Eine Stadt, die nicht für Menschen gemacht scheint. Gotham City ist der Wohnort des Möchtegern-Comedians Arthur Fleck (Joaquin Phoenix, 44) der zwischen Armut und Depressionen immer mehr den Verstand verliert – mit fatalen Folgen.
Der Joker ist kein Rätsel mehr
Der Joker funktionierte bisher vor allem, weil er ein Rätsel war. Was bewegt einen Mann, der keine Beweggründe zu haben scheint? Die Version von Heath Ledger (†28) lieferte in «The Dark Knight» gleich drei verschiedene Versionen seiner Ursprungsgeschichte. In den Comics wird die meist nicht mal mehr angeschnitten. Der Joker ist der Joker, weil er der Joker ist. Punkt.
Doch Regisseur Todd Phillipps (48, «The Hangover») wirft das alles über den Haufen. Der Film widmet sich vor allem dem Innenleben des legendären Clowns, erklärt seinen Abstieg in den Wahnsinn ausgiebig. Das funktioniert. Einerseits liegt das an der gelungenen, unheimlichen Bildsprache und dem durchdachten Drehbuch. Der Wandel von Arthur Speck zum Joker ist nachvollziehbar, realistisch – und furchteinflössend.
Joaquin Phoenix hat einen Oscar verdient
Andererseits stützt sich «Joker» vor allem auf die fantastische Performance seines Hauptdarstellers. Joaquin Phoenix verleiht dem Verbrecher-Clown eine nie dagewesene Traurigkeit. Der Hollywood-Star wird derzeit als heisser Anwärter auf einen Oscar gehandelt. Verdient hätte er ihn.
«Joker» kann sich also mit den besten Comic-Verfilmungen messen. Er ist ein faszinierender Blick auf eine der legendärsten Figuren der Pop-Kultur. Nur etwas hinterlässt einen leicht bitteren Nachgeschmack. In einer Welt, in der Amokläufe beinahe Alltag geworden sind, hat «Joker» vielleicht ein wenig zu viel Mitgefühl für seinen mordenden Protagonisten. Manchmal scheint es gar so, als würde man in Gotham für Gewalttaten belohnt. Was in der wahren Welt nie passieren darf.
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