Er gehört zu den Kinostars mit den längsten Karrieren in Hollywood. Aber Jeff Bridges (72) musste auch einiges durchmachen. Die vergangenen zwei Jahre kämpfte er gegen Krebs und eine schwere Corona-Erkrankung. Nun kehrt der Oscar-Gewinner mit der düsteren Thriller-Serie «The Old Man» zurück. Darin spielt er den Witwer Dan Chase, einen untergetauchten Ex-CIA-Agenten, der von seiner Vergangenheit eingeholt wird und fliehen muss.
Beim Zoom-Interview mit SonntagsBlick sitzt Bridges lässig in einem Londoner Hotelzimmer. Und weckt gleich Erinnerungen an seine vielleicht prägnanteste Rolle des «Dude» in «The Big Lebowski».
Wann haben Sie den Kultfilm von 1998 zuletzt gesehen?
Jeff Bridges: Das ist schon länger her. Ich schaue mir meine alten Filme eigentlich nie an. Ich bleibe aber gerne mal hängen, wenn einer von ihnen wieder im Fernsehen gezeigt wird. Die Coen-Brüder, die «The Big Lebowski» gedreht haben, sind irre Typen, wir hatten eine fantastische Zeit damals.
«The Old Man» ist sehr düster, auch sehr spannend ...
... und sehr kompromisslos. Ich freue mich, dass wir eine zweite Staffel drehen können.
Warum haben Sie sich für die Rolle des alten CIA-Killers entschieden?
Ich fand den Roman von Thomas Perry genial, auf dem die Serie basiert. Ich konnte ihn nicht mehr aus der Hand legen. Aber ich gehöre noch zur Garde der alten Schule, die Filme gerne fürs Kino macht – nicht fürs Fernsehen. Weil ich gegenüber Streaming-Formaten anfänglich etwas kritisch war, traf ich den Produzenten. Wir haben lange über unsere Ideen gesprochen, dabei ist der Funke gleich übergesprungen. Nachträglich habe ich erkannt, dass es da eigentlich keinen Unterschied mehr gibt zwischen Kino- und Streaming-Filmen.
Ihre Figur Dan Chase tut sich schwer mit dem Älterwerden. Wie gehen Sie damit um, nicht mehr 30 zu sein?
Ich bin inzwischen tatsächlich auch ein «Old Man», aber das stört mich nicht. Innerlich fühle ich mich noch heute wie 20. Nur wenn ich morgens aus dem Bett steige, wird mir mein wahres Alter bewusst. Der Rücken knarzt. Wissen Sie, alt zu werden ist anders, als man es sich vorstellt.
Wie ist es?
Ich hätte nicht gedacht, dass ich mich mit 72 noch so jugendlich fühle. Ich bin noch immer sehr überschwänglich, wenn mir etwas gefällt. Oder fühle mich wie ein Kind, so voller Enthusiasmus, wenn ich eine neue Aufgabe in Angriff nehme. Man spricht von der Jugend als wichtigster Phase im Leben. Das sehe ich anders: Egal, wie alt man ist, das Leben stellt einen immer wieder vor neue Herausforderungen. Das Leben ist eine einzige grosse Überraschung. Man muss sich aber darauf einlassen wollen.
Jeff Bridges (72) kommt aus einer Schauspielerfamilie und stand bereits als Kind vor der Kamera. Zu seinen bekanntesten Filmen gehören «Die fabelhaften Baker Boys» (1989), «Iron Man» (2008) und «Crazy Heart» (2009), für den er einen Oscar erhielt. Bridges ist auch ein begnadeter Fotograf und Musiker. Zudem ist er Mitbegründer einer Hilfsorganisation, die das Hungerleiden von Kindern eindämmen will. Seit 1977 ist er mit Susan Geston (69) verheiratet. Das Paar hat drei Töchter.
Jeff Bridges (72) kommt aus einer Schauspielerfamilie und stand bereits als Kind vor der Kamera. Zu seinen bekanntesten Filmen gehören «Die fabelhaften Baker Boys» (1989), «Iron Man» (2008) und «Crazy Heart» (2009), für den er einen Oscar erhielt. Bridges ist auch ein begnadeter Fotograf und Musiker. Zudem ist er Mitbegründer einer Hilfsorganisation, die das Hungerleiden von Kindern eindämmen will. Seit 1977 ist er mit Susan Geston (69) verheiratet. Das Paar hat drei Töchter.
Sind Sie ein nostalgischer Mensch?
Oh ja. Ich schaue gerne zurück. Als ich vor 45 Jahren meine Frau heiratete, schenkte sie mir eine Widelux-Kamera. Ich machte ständig Fotos während der Dreharbeiten, bei denen ich beteiligt war, und schenkte der Crew danach kleine Fotobücher. Inzwischen habe ich eine riesige Sammlung dieser Bücher zu Hause, einige sind auch veröffentlicht worden. Ich blättere noch heute gerne darin.
Sie sind seit sechs Jahrzehnten im Filmgeschäft tätig. Haben Sie noch Träume?
Die drehen sich zurzeit vor allem um Musik. Ich arbeite gerade mit meinem alten Kollegen T-Bone Burnett an einem neuen Album. Das wird ein Highlight. Er hatte schon Musik zu «The Big Lebowski» beigesteuert.
Was bedauern Sie?
Nur Kleinigkeiten. Ich bin erst gestern aus Los Angeles eingeflogen, habe elf Stunden durchgeschlafen und wegen des Jetlags heute verschlafen. Jetzt habe ich das Gefühl, dass ich dem Tag hinterherhetze. Ansonsten bereue ich nichts. Himmel, wie kann ich auch! Ich bin gesund, ich arbeite, ich lebe, ich liebe.
Vor zwei Jahren wurde bei Ihnen Lymphdrüsenkrebs diagnostiziert.
Das war wie ein bizarrer Traum. Inzwischen bin ich genesen. Ich hatte wahnsinniges Glück. Die Chemotherapie funktionierte bei mir sehr gut. Danach erkrankte ich aber auch noch schwer an Covid, weil mein Körper keine Abwehrkräfte hatte. Ich verbrachte Monate im Spital. Ist man mal so direkt mit der eigenen Sterblichkeit konfrontiert, sieht man danach vieles anders.
Zum Beispiel?
Die immense Kraft der Liebe. Die ist mir in jener leidvollen Zeit besonders bewusst geworden. Liebe kann heilen. Das mag abgedroschen klingen, ist aber die Wahrheit. Ich wurde während meiner Krankheit mit so viel Liebe überschüttet, von meiner Frau, unseren Kindern und von Freunden – unter ihnen übrigens auch ein Schweizer: Thomas Nellen. Er ist seit Jahrzehnten mein Make-up-Artist. Die Liebe dieser Menschen hat mich getragen. Und ist mit ein Grund, dass ich heute noch hier sein darf.