Seinen jugendlichen Charme, den er neben Sandra Bullock (55) in «Ein Chef zum Verlieben», Julia Roberts (52) in «Notting Hill» oder Renée Zellweger (50) in «Bridget Jones» ausspielte, hat Hugh Grant (59) sich sehr wohl erhalten. Zugegeben, seitdem haben sich ein paar Fältchen und graue Haare in seinen Look eingeschlichen. Die grösste Veränderung bei diesem Gentleman in den besten Jahren ist jedoch seine Rollenauswahl. Der neue Krimi heisst zwar passend «The Gentlemen», aber Hugh Grant ist darin ein fieser Privatdetektiv, der aus seinem Wissen über die Sünden anderer unbarmherzig Kapital schlägt. Und auch im Interview in Los Angeles gibt sich Grant bisweilen bitterbös – zynisch.
Was mögen Sie an einer solchen fiesen Rolle?
Hugh Grant: Es zieht mich mit zunehmenden Jahren zu Widerlingen hin. Je abstossender, desto besser.
Dabei waren Sie früher immer so ein netter Typ.
So hat mich das Publikum gesehen. In Wahrheit war ich das nie. Ich habe eine Vorstellung abgegeben. Von wegen Mister Sympathiebolzen! (Lacht.)
Ihre Definition eines Gentleman?
Nadelstreifenanzug und Nelke im Knopfloch bringen es nicht. Es gibt Leute, denen ich ein paar Pfund geliehen habe. Ein Gentleman ist jemand, der seine Schulden begleicht.
Im September werden Sie 60 Jahre alt. Wie feiern Sie den Geburtstag?
Ich reise in die Schweiz. Da gibt es eine Organisation namens Dignitas, durch die man sein Leben beenden kann. Das mag zwar ein bisschen negativ klingen, aber so plane ich zu feiern.
Gott sei Dank hören das Ihre Kinder nicht. Sie haben fünf, im Alter von zwei bis acht. Wie ist das für einen nicht mehr ganz jungen Vater?
Ermüdend. Mit 59 fünf Kinder im Haus zu haben, bedeutet, dass du dir keinen Kater mehr erlauben kannst. Das Gute aber ist, dass gewisse Leute meinen, ich sei in den letzten Jahren als Schauspieler besser geworden. Warum? Wahrscheinlich wegen der Kinder. Weil ich sie so sehr liebe. Sie haben mich offener werden lassen, ich verstecke meine Gefühle weniger als früher.
Was bringen Sie Ihnen bei?
Ich predige ihnen Disziplin. Du musst da durch, wenn das Leben es dir schwer macht. Tue nichts des Geldes wegen. Aber ich habe noch nicht herausgefunden, wie ich meine verwöhnten Kids zwingen kann, das zu tun, was ich ihnen beizubringen versuche. Vielleicht mit der Peitsche.
Haben Sie nie etwas nur des Geldes wegen getan?
Oh mein Gott, doch. Ich stamme ja nicht aus reichem Haus. Geld zu haben, ist schön. Das darf man nicht unterbewerten. Aber ich habe etwas gelernt. Immer wenn ich etwas gemacht habe, obwohl ich es nicht mochte, dann hat es mir später irgendwann wehgetan, und ich habe es bereut.
Was wird bei Ihnen zu Hause gesprochen?
Wieso?
Ihre Frau ist Schwedin.
Ich kenne gerade mal ein paar Worte auf Schwedisch. Meine Frau flucht auf Schwedisch, wenn sie Tennis spielt. Ich habe im Wörterbuch nachgeschaut. Was Anna sagt, ist erschreckend. Zum Glück versteht sie keiner in unserem Londoner Queen's Tennis Club. Meine Kinder hassen es, wenn ich versuche, Schwedisch zu sprechen. Genauso wie wenn ich singe oder tanze. Dann fangen sie in der Regel gleich an zu weinen.
Im Ernst, wie sehen Sie sich als Vater?
Ich versuche, ein junger Vater zu sein, der leider im Körper eines alten Mannes steckt. Aber die ganze Mühe ist es wert. Jeder Mensch braucht eine Familie. Davor hatte ich mich zu einem beängstigenden golfsüchtigen, ewigen Junggesellen entwickelt. Furchtbar! Ich bin froh, dass mein Leben eine andere Wendung genommen hat.
Wo verbringen Sie heute Ihre Freizeit, wenn nicht mehr auf dem Golfplatz?
Neulich haben wir eine Tour durch London gemacht zu Häusern, in denen es spuken soll. Eines meiner Kinder ist geradezu besessen von Geistern. Zu meinem Erstaunen begann die Führung bei einem Gebäude, das ich vor 15 Jahren fast gekauft hätte. Mit einer früheren Freundin. Nach der Besichtigung damals hatten wir irgendwie das Gefühl, dass mit dem Haus etwas nicht stimmt. Damals galt es noch nicht als Spukhaus. Ich kriege jetzt noch Gänsehaut bei dem Gedanken, wenn ich es gekauft hätte.
Letzte Frage: Was halten Sie vom Brexit?
Da bekomme ich ebenfalls Gänsehaut! Der Brexit ist eine Katastrophe. Wir Briten sind aufgeschmissen. Wir sind von einer Gruppe aus dem ultrarechten Flügel, die von Russland gesponsert wird, vereinnahmt worden.
Allerletzte Frage: Natürlich war Ihre Antwort zum Geburtstag ein Witz. Aber wo würden Sie wirklich gerne Ihren Lebensabend verbringen?
Ich war immer ein wenig neidisch auf Vladimir Nabokov. Der «Lolita»-Autor hat seine letzten Jahre am Genfersee verbracht. Er hatte genug Geld, um mit seiner Frau im Palace Hotel in Montreux VD zu wohnen. Vor meinem geistigen Auge sehe ich mich, wie ich über den See schaue und Schmetterlinge fange. Und zwischendurch kommen mich meine Kinder und meine Frau besuchen. Ja, das wäre ein schönes Ende.
«The Gentlemen» von Guy Ritchie ist ab Mitte Februar in den Kinos.
Hugh Grant (59) wuchs in London als Sohn eines Offiziers und einer Lehrerin auf. Er wollte Kunsthistoriker werden, entschied sich dann für die Schauspielerei. Mit der Liebeskomödie «Vier Hochzeiten und ein Todesfall» wurde er 1994 zum Star. Für Schlagzeilen sorgte seine Liebe mit Schauspielerin Liz Hurley (54). Zum Skandal kam es, als die Polizei ihn beim Sex mit einer Prostituierten erwischte. 2018 heiratete er TV-Produzentin Anna Eberstein (36), mit der er zwei Söhne und eine Tochter hat. Aus einer früheren Beziehung hat er noch zwei weitere Kinder.
Hugh Grant (59) wuchs in London als Sohn eines Offiziers und einer Lehrerin auf. Er wollte Kunsthistoriker werden, entschied sich dann für die Schauspielerei. Mit der Liebeskomödie «Vier Hochzeiten und ein Todesfall» wurde er 1994 zum Star. Für Schlagzeilen sorgte seine Liebe mit Schauspielerin Liz Hurley (54). Zum Skandal kam es, als die Polizei ihn beim Sex mit einer Prostituierten erwischte. 2018 heiratete er TV-Produzentin Anna Eberstein (36), mit der er zwei Söhne und eine Tochter hat. Aus einer früheren Beziehung hat er noch zwei weitere Kinder.