Hugh Grant über das Alter, sein Familienleben und die neue Serie «The Undoing»
«Ich bin alt und hässlich»

Hugh Grant ist vor allem für seine romantischen Komödien bekannt. Doch eigentlich zieht ihn das Dunkle an, wie er uns verrät.
Publiziert: 27.12.2020 um 13:57 Uhr
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Hugh Grant gehört zu den bekanntesten Filmstars der letzten 25 Jahre.
Foto: imago images/Eibner
Interview: Dierk Sindermann

Er kann auch ernsthaft: Hugh Grant (60) spielt in der Serie «The Undoing» an der Seite von Nicole Kidman (53) einen Kinderarzt, der in einen Mordfall verwickelt wird. Der früher auf Liebhaberrollen spezialisierte Engländer hat aber auch mit 60 nichts von seinem Killercharme und Schalk eingebüsst.

SonntagsBlick: Sie spielen eine ziemlich dunkle Rolle. Hat der König der romantischen Komödien auf Dauer abgedankt?
Hugh Grant: Als hätte ich eine Wahl. Ich bin einfach zu alt und zu hässlich geworden, um Hauptdarsteller für romantische Komödien zu sein. Gott sei Dank! Endlich kann ich mich schauspielerischen Herausforderungen stellen. Wenn ich ehrlich bin, macht es Spass, Männer mit charakterlichen Fehlern zu spielen. Die dunkle Seite zieht mich einfach an (grinst).

Sprich: Sie hatten früher nicht wirklich Spass an Ihren Rollen?
Das nun auch nicht. Ich bin stolz auf meine Filme, weil sie die Leute unterhalten haben und die Mehrzahl davon nicht idiotisch war. Also werde ich jetzt nicht mich selbst runtermachen. Aber ich bin froh, dass ich sie heute nicht mehr drehen muss.

In der Serie lassen Sie Ihr Handy zurück, damit Sie keiner erreichen kann. Haben Sie so etwas im wahren Leben auch schon mal gemacht.
Witzigerweise am Set von «The Undoing». Ich hasse das Ding! Und zum ersten Mal nach langer Zeit habe ich es einfach morgens im Hotel gelassen. Ich habe 14 wundervolle Stunden ohne Handy verbracht und mich gefühlt, als wäre es wieder 1994.

Britischer Charmeur

Hugh Grant (60) wuchs in London als Sohn eines Offiziers und einer Lehrerin auf. Mit «Vier Hochzeiten und ein Todesfall» wurde der Brite 1994 zum Star. 2018 heiratete er die TV-Produzentin Anna Eberstein (36), mit der er drei Kinder hat. Aus einer früheren Beziehung hat er einen Sohn und eine Tochter.

Hugh Grant (60) wuchs in London als Sohn eines Offiziers und einer Lehrerin auf. Mit «Vier Hochzeiten und ein Todesfall» wurde der Brite 1994 zum Star. 2018 heiratete er die TV-Produzentin Anna Eberstein (36), mit der er drei Kinder hat. Aus einer früheren Beziehung hat er einen Sohn und eine Tochter.

Hatten Sie keine Angst, dass man Sie nicht erreichen kann, wenn etwas Wichtiges wäre?
Wenn eines meiner Kinder einen Unfall gehabt hätte, dann hätte man mich schon gefunden. Aber ich sage Ihnen, das Leben war plötzlich so viel schöner. Ich habe mich sogar mit Menschen unterhalten. Und zwischen den Szenen ein Buch gelesen. Diese verdammten Handys sind Gift und bringen uns nach und nach um!

Wie war es, Nicole Kidman als Ehefrau zu haben?
Ich war schon etwas eingeschüchtert. Sie ist eine grossartige Schauspielerin! Und – da wir uns schon seit den 90er-Jahren kennen – ein verrücktes australisches Mädchen mit einem fantastischen Sinn für Humor. Klar sind wir super miteinander ausgekommen.

Auch im wahren Leben ist der einst ewige Junggeselle inzwischen Familienvater mit drei kleinen Kindern zu Hause. Sind Sie glücklich mit dieser Phase Ihres Lebens?
Gute Frage. Ich glaube jeder, der junge Kinder hat, würde sagen, dass es gleichzeitig die beste und die schlimmste Zeit in seinem Leben ist. Es kommt auf den Tag an. Wenn du völlig verkatert auf ein Spielzeug trittst, ist das grässlich. Aber wenn ich durch den Bilder-Stream auf meinem iPhone gehe und mir die Fotos der letzten Jahre anschaue, realisiere ich, dass ich extrem glücklich bin.

Wie würden Sie sich als Vater beschreiben? Eher locker oder streng?
Ich habe mit Schrecken festgestellt, dass ich mich in meinen eigenen Vater verwandle. Ich klinge genauso wie er früher, wenn er mich angebrüllt hat (lacht). Und ich ziehe dieselbe dümmliche Grimasse wie er, wenn ich sehr leichte Aufgaben erfüllen muss – wie eine Flasche aufzuschrauben. Was die Erziehung meiner Kids anbelangt, da bin ich eher wie meine Mutter.

Das heisst?
Sie hat mit uns Kindern immer herumgealbert. Mit verstellter Stimme und so. Ich mache das auch mit meinen Kids. Wobei ich nicht mal sicher bin, dass sie das cool finden. Sie verdrehen oft die Augen.

Bei Ihrer Aversion gegen Handys, erlauben Sie Ihren Kids schon, mit elektronischen Geräten zu spielen?
Schlaue Eltern würden Computer-Pads aus den Händen ihrer Kinder verbannen. Aber wir sind keine schlauen Eltern, wir sind verzweifelte Eltern (lacht). Deshalb geben wir ihnen das verdammte Ding, damit sie wenigstens mal Ruhe geben. Wir lassen sie Sendungen darauf schauen. Im Moment ist «Peppa Pig» der Favorit. Und meine Zweijährige ist davon besessen. Sie sagt eigentlich nur noch «Pig, Pig, Pig».

Sie könnten sich eigentlich zur Ruhe setzen und nur noch mit Ihren Kindern herumalbern. Was ist es, was Sie weiterhin vor die Kamera zieht?
Irgendwann langweilt es mich, nur herumzueiern. Andererseits tue ich mich mittlerweile echt schwer damit, zu einem Projekt Ja zu sagen. Im Moment bin ich auch gerade mal wieder am Zögern, ob ich für ein neues Angebot zusage oder nicht.

Eine junge Frau und kleine Kinder scheinen Sie aber topfit zu halten.
Danke! Ich bin aber ein riesiger Hypochonder, und mein Nachttisch biegt sich unter all den Pillen, die dort herumstehen (lacht). Mein Glück ist es, mit einer hervorragenden Tennisspielerin verheiratet zu sein. Anna schleppt mich dreimal die Woche auf den Tennisplatz. Auf der anderen Seite trinke ich wie ein Fisch. Das gleicht es wieder aus.

Älterwerden ist kein Problem für Sie?
Ich habe ein Problem damit, irgendwann tot zu sein (lacht). Ich fürchte eher, dass mein letzter Lebensabschnitt etwas langweilig werden wird. Mein ganzer Körper ist schon jetzt nach dem Tennis steif, und es wird nicht besser. Ich werde wohl auch neue Hüftgelenke brauchen. Sexy ist das alles nicht gerade.

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