Ihre jüngste Rolle ist ihr auf den Leib geschneidert: In Thomas Hermanns schrillem Musical «Bussi» am Münchner Gärtnerplatztheater tritt Marianne Sägebrecht als tolerante Bavaria auf. Das ist eine Rolle, mit der sie sich gut identifizieren kann. «Ich habe mich immer dafür eingesetzt, dass man die Menschen ehrt und achtet», sagt sie. «Alles, was ist, ist gut wie es ist», sagte sie.
Eine tolerante Frau spielte sie auch im Schweizer Film «Der Kreis»: die liebevolle Mutter eines jungen Schwulen in den 60er Jahren, als Homosexuelle selbst in der eigenen Familie nicht immer auf Toleranz hoffen durften.
Sägebrecht, die von ihrem Regisseur Percy Adlon als «alpenländische Version von Marlene Dietrich» bezeichnet wurde, hat Freude an ihrem Alter. «Ich habe jetzt die 7 - meine Glückszahl», sagt sie.
Sägebrecht strotzt vor Energie. Sie steht vor der Kamera («Pettersson und Findus»), auf der Bühne («Bussi»), hält Lesungen, macht sich für die Hospizbewegung stark. Sie kennt sich aus mit Heilkräutern und schreibt an ihren Memoiren. «Das Leben wird vorwärts gelebt und rückwärts verstanden.»
Im kommenden Jahr will sie für eine Dokumentation ins südamerikanische Surinam reisen. «Meine Tochter ist schon ganz nervös. 15 Jahre habe ich schön gearbeitet, gelesen und mich zurückgenommen. Jetzt geht's wieder hinaus in die Welt.»
Auch wenn sie immer in Bewegung ist, viele Jobs und Aufgaben übernimmt, sei Ehrgeiz für sie ein Fremdwort, sagt sie. Als Hollywood-Superstar Michael Douglas, mit dem sie Ende der 80er Jahre im «Rosenkrieg» vor der Kamera stand, kürzlich für eine Filmpremiere in Berlin war, habe er sie eingeladen, erzählt Sägebrecht. «Während der Dreharbeiten zum 'Rosenkrieg' sind wir wie Geschwister geworden», sagt sie.